Zwischen Rominter Heide und Borkener Forst im buckligen Masuren

30.07.2023

"Imposant und doch sanft, durchstreifen die Wisente die Wälder wie lebende Legenden vergangener Zeiten. Ihre Anmut erinnert uns daran, dass wahre Schönheit in der Freiheit der Wildnis liegt." (Unbekannt)

Obwohl der Autor dieses Zitats unbekannt ist, fängt es den einzigartigen Charme und die Ausstrahlung der Wisente ein. Diese beeindruckenden Tiere, auch bekannt als Europäische Bison, sind die größten landlebenden Säugetiere Europas. Ihr majestätisches Auftreten und ihre Rolle als Symbol für die Erhaltung wilder Lebensräume machen sie zu einem faszinierenden Teil der Natur, den es zu schützen gilt. In diese Natur fahren wir jetzt – in die tiefen Wälder der Rominter Heide und des Borkener Forstes, wo einst auch Wisente durch die Landschaft streiften. Daher besuchen wir auch die Wisentzuchtstation in Wolisko.

Verlässt man den Suwałki-Landschaftspark in nordwestliche Richtung, kommt man direkt in die Puszcza Romincka. Es ist der polnische Ausdruck für die in Deutschland durchaus bekannte Rominter Heide. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Heidefläche, wie beispielsweise man durch die Lüneburger Heide aus Niedersachsen gewohnt ist, sondern um eine große zusammenhängende Waldfläche, dessen größter Teil sich auf russischem Staatsgebiet und damit für uns unerreichbar befindet. Den südlichen, polnischen Teil wollten wir aber erkunden. Wir wollten dabei erfahren, wo Kaiser Wilhelm II. oder auch Hermann Göring ihr kapitales Rotwild erlegte. Wir stellten uns vor, wie wir durch einen dichten, dunklen und urigen Urwald auf verschlungenen Pfaden wandelten und dabei besagtem Rotwild (im lebenden Zustand), Rehwild, Schwarzwild oder sogar Elchen begegneten. Doch nichts da! Wir suchten uns eine Wanderung heraus, die uns als einziges "Highlight" an die russische Grenze führte, welche eigentlich auch nur ein Stacheldrahtzaun war. Dabei ging es auf 13,5 km auf breiten, sandigen Forstwegen und durch Wälder, die forstwirtschaftlich geprägt waren, alles andere als alt waren und v.a. keinen Urwald darstellten. Wir hatten schlicht falsche Erwartungen und können die Wanderung, die wir machten, nicht empfehlen. Entsprechend ist sie hier nicht wiederzufinden. Dennoch stehen unten Wanderungen durch die Rominter Heide. Wir müssen aber dazusagen, dass diese von uns nicht erprobt sind. Wir wollten nur einfach Alternativen bereitstellen.

Wesentlich schöner ging es zu Beginn des Tages los. Oder besser gesagt: Bereits abends, da wir hier auf dem Parkplatz auch übernachteten. Wir waren in Stańczyki, wo sich die höchste alte Bahnbrücke Polens befindet. Hier verläuft die Zwillingsbrücke auf 150 m Länge 36 m hoch über dem Tal. Die nördliche Brücke wurde 1912 bis 1914 und die südliche Brücke 1923 bis 1026 erbaut. Sie erinnern durch ihre Arkaden und Pfeiler an ein antikes römisches Viadukt. Man kann das "masurische Viadukt" besichtigen und dabei sowohl über beide Brücken spazieren als auch die Treppen ins Tal absteigen und am Flüsschen nach oben schauen. Man kann sie aber auch in eine Wanderung einbauen, die hier auch hinterlegt ist.

Weiter ging es in die Puszcza Borecka. Der Borkener Forst ist ein 250 km² großes Gebiet, das überwiegend mit Kiefer und Fichte und ein wenig Laubmischwald bewachsen ist. Hier hausen im Dickicht zwischen Seen, Tümpeln und Mooren Marder und Iltis, Biber, Dachs und seltene Raubvögel. Im Borecka-Urwald wird die sauberste Luft in ganz Polen gemessen. Auch wenn man hier ganz sicher niemanden auf Wanderungen begegnen würden, unternahmen wir hier keine. Es zog uns zur Wisentzuchtstation in Wolisko. ZU den Fütterungszeiten (zweimal zwei Stunden pro Tag) lassen sich hier sehr gut Wisente beobachten. Wisente lebten schon seit Jahrhunderten hier. Der Mensch durch Rodung der Wälder beraubte sie um ihren Lebensraum , und bediente sich seiner als Fleischlieferant. So sorgte er dafür, dass trotz bereits strengem Verbots 1921 in Polen und sechs Jahre später im Kaukasus die letzten in freier wildbaren Existenten Wisente gewildert wurden. Die Art, die sehr nah verwandt mit dem Amerikanischen Bison sind und – so zeigen es Höhlenzeichnungen – seit alters her von Spanien über Mitteleuropa bis Sibirien und in die gemäßigten Zonen Asiens hinein verbreitet war, war damit praktisch ausgestorben. 1923 gründete sich dann in Frankfurt am Main die "Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents", die unter größtem Aufwand sich wenige Exemplare aus privater Gefangenschaft und kommerziellen Zoos zusammensammelte und so versuchte die Wisentpopulation zu retten. Begleitet mit vielen Rückschlägen ist es im polnischen Białowieza-Urwald gelungen durch ein beispielloses Wiederaufzuchtprogramm den "genetischen Flaschenhals" zu überwinden und 1600 freilebende Tiere zu etablieren. Allein 450 davon leben im besagten Urwald, alle anderen stammen von ihnen ab. Im Buszcza Borecka leben 70 bis 95 von ihnen.


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