Tours - Lebensfreude und Gärten
"Gärten sind nicht nur ein Ort des Wachstums, sondern ein Spiegel der Seele." (Alfred Austin)
Unsere Reise führte uns nach Tours, die lebhafte Hauptstadt der Touraine, die oft als das Herz des Loire-Tals bezeichnet wird. Schon bei unserer Ankunft verspürten wir eine besondere Atmosphäre: eine Mischung aus französischer Lebensfreude, kulturellem Reichtum und natürlicher Schönheit. Tours hatte eine entspannte, fast mediterrane Anmutung, die uns sofort in ihren Bann zog.
Unser erster Halt war die Kathedrale Saint-Gatien, ein beeindruckendes Beispiel gotischer Architektur. Die kunstvollen Glasfenster, die das Licht in bunten Farben durch das Kirchenschiff tanzen ließen, waren ein visuelles Meisterwerk. Wir verbrachten eine Weile damit, die Details der Fassaden und der massiven Türme zu bewundern. Der Innenraum hatte eine ruhige, beinahe heilige Atmosphäre, die uns innehalten ließ. Ein kleiner Wermutstropfen war allerdings die etwas begrenzte Informationsbereitstellung – ohne Reiseführer oder Audio-Guide hätten wir einige spannende Details übersehen.
Nur wenige Schritte entfernt besuchten wir das Musée des Beaux-Arts, das uns mit seiner beeindruckenden Sammlung überraschte. Besonders die Gemälde aus der Renaissance und Barockzeit fanden wir faszinierend. Was uns aber am meisten zum Schmunzeln brachte, war der riesige Zedernbaum im Hof, der schon seit 1804 dort steht. Mit seiner majestätischen Größe war er fast so eindrucksvoll wie die Kunstwerke im Inneren des Museums. Allerdings hätten wir uns für die Ausstellungen etwas modernere Erklärungen oder interaktive Elemente gewünscht – der klassische Museumsstil fühlte sich hier ein wenig verstaubt an.
Das historische Viertel Place Plumereau war zweifellos eines der Highlights unserer Zeit in Tours. Die Fachwerkhäuser mit ihren schiefen Balken und bunten Fassaden versprühten einen unwiderstehlichen Charme. Hier fanden wir auch viele kleine Cafés und Restaurants, die einladend aussahen. Am Abend erlebten wir, wie der Platz zu einem lebendigen Treffpunkt wurde – jung und alt genossen hier das Leben bei einem Glas Wein oder einem Kaffee. Uns gefiel besonders die entspannte Stimmung, auch wenn die vielen Touristen manchmal die Idylle störten.
Zur Abwechslung verbrachten wir den nächsten Morgen in den Jardins des Prébendes d'Oé, einem wunderbaren Stadtpark. Der perfekt gepflegte Garten mit seinen verschlungenen Wegen, bunten Blumenbeeten und stillen Teichen war ein friedlicher Rückzugsort. Wir nutzten die Gelegenheit, um ein wenig zu entspannen und die Natur zu genießen. Die zahlreichen Bänke und Schattenplätze machten es leicht, einfach die Seele baumeln zu lassen. Für uns war das ein besonderer Moment der Ruhe inmitten der sonst lebendigen Stadt.
Ein weiteres Naturhighlight war unser Spaziergang entlang des Flusses Cher, der durch Tours fließt. Die Uferpromenade bot wunderschöne Ausblicke, und die Wege waren ideal für eine kleine Wanderung oder Radtour. Besonders am späten Nachmittag, wenn die Sonne tief stand, schien die Landschaft in goldenes Licht getaucht zu sein. Es war einer der Momente, in denen wir uns ganz mit der Umgebung verbunden fühlten.
Natürlich gab es auch kleine Schattenseiten: Der Verkehr in der Innenstadt war stellenweise chaotisch, und die Parkmöglichkeiten für unser Wohnmobil waren begrenzt, was uns einige Nerven kostete. Auch die Touristenmassen, vor allem am Place Plumereau, trübten die Atmosphäre etwas.
Insgesamt aber hat Tours uns mit seiner Vielfalt und Lebensfreude begeistert. Die Stadt ist eine gelungene Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur, die für jeden Geschmack etwas bietet. Wir nahmen uns vor, irgendwann zurückzukehren – nicht nur, um erneut die Altstadt zu erkunden, sondern auch, um uns ein weiteres Mal von den Gärten und der entspannten Atmosphäre inspirieren zu lassen. Tours ist zweifellos eine Stadt, die sich in die Herzen ihrer Besucher schleicht – und dort einen festen Platz einnimmt.