Rund um Olecko im buckligen Masuren
"Treue ist eine Tugend, die immer seltener wird, aber immer wertvoller ist." (Charles Haddon Spurgeon)
Zu Ełk (oder zu deutsch: Lyck) können wir gar nicht so viel sagen, weil wir hier nur durchgefahren sind. Dies liegt daran, dass einerseits Ełk über keinerlei nennenswerte Sehenswürdigkeiten verfügt und andererseits das Stadtbild auch nicht wirklich ansprechend ist. Wenn man etwas Sehenswertes sucht, dann findet man sicherlich etwas: So auch hier mit der Schmalspurbahn, die im ersten Fünftel des 20. Jahrhunderts erbaut wurde und mit der man heute noch fahren kann. Den Besuch von Ełk könnte dann im thematisch dazugehörigen Schmalspurbahnmuseum abschließen. Könnte man. Wie gesagt, wir sind nur durchgefahren.
Uns zog es nämlich nach Gąski, wo eine Tagestour auf uns wartete. Auf knapp 25 km ging es sechs Stunden lang durchs Hügelland von Olecko (Treuburg). Es war eine stimmungsvolle, abwechslungsreiche Wanderung zwischen Seen, Feldern und Wäldern. Die weite Landschaft im Osten Masuren bot hier mit die schönsten masurischen Landschaftsbilder.
Die Geschichte der 16.000 Einwohner zählenden Stadt Olecko (Maggrabowa/ Treuburg) reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Nach einer gemeinsamen Jagd im Gebiete des heutigen Treuburgs trafen sich damals Zygmunt II. August (König von Polen) und Albrecht von Brandenburg-Hohenzollern, seines Zeichens erster Herrscher über das Herzogtum Preußens. Als Erinnerung an die Jagd und die damit verbundene Begegnung beschlossen die beiden – der Legende nach – hüben im Preußenland und drüben in Polen jeweils eine Stadt zu gründen. So entstanden 1560 Marggrabowa, was auf masurisch "Markgrafenstadt" heißt und 40 km weiter östlich Augustow. Den deutsch klingenden Namen "Treuburg" erhielt die Stadt 1928, acht Jahre nach der Volksabstimmung der Masuren über ihre Staatszugehörigkeit zu Polen oder Deutschland. Der Name schien Programm zu sein, denn bei besagter Volksabstimmung hatten nur zwei von knapp 29.000 Wahlberechtigten für Polen votiert. Als Dank für seine Treue zum Deutschen Reich wurde entsprechend der Stadtname geändert. Eine Volksabstimmung änderte den Namen der Stadt zum dritten Male. 1945 entschied die polnische Bevölkerung, dass Treuburg fortan Olecko heißen solle – benannt nach einer Jagdhütte an dieser Stelle aus dem 16. Jahrhundert. Aus Touristensicht – so interessant wie die Geschichte auch sein mag – ist sie allerdings völlig uninteressant. Die Stadt wurde im Zuge des 2. Weltkriegs fast völlig zerstört und verfügt daher über keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten mehr. Am großen Marktplatz blieb lediglich das Rathaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten. Dieser Marktplatz ist nicht nur groß, sondern gigantisch. Zur damaligen Zeit hatte Treuburg den mit 7 Hektar größten Marktplatz aller deutschen Städte. Heute sieht man das dem Platz zunächst nicht an, da seine Mitte zu einer großen Grünanlage umgestaltet wurde. Treuburg hielt aber noch einen anderen Rekord: Sie war als kälteste Stadt Deutschlands bekannt, weil Temperaturen von -30 Grad waren im Winter keine Seltenheit. Historisch ist ansonsten nur noch die Badeanstalt am Ufer des Olecko-Wielkie-Sees.
Diesen See kann man aber gut umrunden im Rahmen einer meditativen Seeumrundung. Sie beginnt beim besagten Marktplatz und folgt sonst stur dem Ufer des Sees. Dabei passieren wir die ebenfalls zuvor genannte Badeanstalt, lichte Mischwälder direkt am Seeufer und einem Campingplatz. Am Ostufer bieten sich wechselnde Panoramen. Diese und Wald- und Wiesenstücke machen die Wanderung sehr abwechslungsreich. Besonders schön ist, dass die Natur hier fast unberührt ist. Nach Badestellen und Liegewiesen erreichen wir den Pl. Zamkowa (Schlossplatz), wo nun ein großes Backsteingebäude steht. Das ursprüngliche Herzogsschloss war 1882 abgebrannt. Abschließend kehren wir zum Marktplatz zurück.