Nördlicher Thüringer Wald: Rund ums sagenumwobene Eisenach

30.01.2023

"Das Leben ist zu kurz, um es mit etwas anderem als Liebe und Glück zu vergeuden." (Martin Luther)


Über Eisenach, wo der alten Sage nach in grauen Zeiten ein König herrschte, hob ragend über alle Nachbarberge ein felsreicher Gipfel hervor, welcher von Menschen nur selten betreten wurde. Der mächtige Graf Ludwig der Springer, welcher auf der Schauenburg wohnte, verfolgte einst auf der Jagd ein Tier. Er jagte ihm lange nach, bis er auch den Berg erreichte, auf dem heute die Wartburg steht. Da das Wildtier hier nicht mehr zu sehen war, setzte er sich ermüdet auf die Spitze des Berges. Als er sich von hier aus umschaute, gefiel ihm die wundervolle Umgebung und er rief aus: "Wart' Berg; du sollst eine Burg tragen!" Jedoch gehörte der Berg nicht zu seinem Land und er erdachte eine List. Er rief zwölf Ritter, die in der Nacht Erde von seiner Schauenburg in Körben auf den Gipfel des Berges schaffen mussten. Auf dieser Erde erbaute er seine Burg. Als der rechtmäßige Besitzer davon erfuhr, verklagte er Ludwig beim Kaiser. In der Verhandlung schworen die zwölf Ritter als Zeugen, dass die Burg auf Ludwigs Boden erbaut worden sei. So erhielt Ludwig den Berg als sein Eigentum.

(Quelle: nach Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853)

Eisenach, eine Universitätsstadt zwischen Nationalpark Hainich und Naturpark Thüringer Wald, liegt am Fuße der Wartburg. Wie kaum eine andere Burg in Deutschland ist die Wartburg mit der deutschen Geschichte verbunden. Es ist somit ein idealer erster Anlaufpunkt, wenn es um eine Reise durch den Thüringer Wald geht. Die seit 1999 zum UNESCO-Welterbe gehörende Burg wurde von Ludwig dem Springer um 1067 gegründet. Die Gründungssage und v.a. die darin enthaltene List Ludwigs kann man zwar nur belächeln, aber die Standortwahl ist unumstritten gut. Aus der einstigen hölzernen Festung ist durch seinen Enkel Ludwig II., dem Eisernen, eine steinerne Trutzburg geworden, die sich im Laufe der Zeit stark veränderte. Von fast Ruine wurde sie im 19. Jahrhundert wieder so hergerichtet, sodass sie ein eindrucksvolles Bauwerk aus vergangener Zeit darstellt und einen staunend zurücklässt. Das Staunen und v.a. die Demut wird größer, wenn man die historische Bedeutung der Wartburg bedenkt. Angefangen beim Sängerkrieg, bei dem bereits Landgräfin bzw. später die Heilige Elisabeth von Thüringen angekündigt wurde, beherbergte sie auch Martin Luther, der hier vor Ort nichts geringeres tat, als die Bibel ins Deutsche zu übersetzen und somit auch dem Großteil der Bevölkerung zugänglich zu machen. Goethe war zu Gast und plante gar ein Kunstmuseum auf der Burg. Die Wartburg ist auch Schauplatz eines der wichtigsten Ereignisse der deutschen Nationalstaatsbildung. So fand 1817 das berühmte Wartburgfest der studentischen Burschenschaften statt.

Wenn man also in Eisenach ist, kann und darf man die Wartburg somit nicht auslassen. Beginnend in der Innenstadt von Eisenach bei der kurz nach 1160 im romanischen Stil erbauten und im 19. Jahrhundert im neoromanischen Stil restaurierten Nikolaikirche, geht es zunächst quer durch die Stadt. Wir durchqueren dafür das Nikolaitor, welches das einzig noch erhaltene Stadttor ist. Der Bau der insgesamt fünf Stadttore, 22 Türme und 2,84 Kilometer langen Stadtmauer begann bereits im Jahr 1130. Danach passieren wir das wahrscheinlich schmalste bewohnte Fachwerkhaus Deutschlands (2,05 Meter breit und 8,50 Meter hoch) am Johannisplatz, bevor man das Bach-Haus und schließlich das Luther-Haus passiert. Beides sind heute Museen, die sich um die beiden namensgebenden Persönlichkeiten beschäftigen. Als nächstes kommt man zum Marktplatz mit dem Stadtschloss und der Georgenkirche. Das Stadtschloss war Residenz der Herzöge von Sachsen-Eisenach und später eine Residenz der Großherzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach. Die Georgenkirche hinter dem Georgsbrunnen, der mehr als 450 Jahre alt ist und mehrfach versetzt ist, im Stadtzentrum Eisenachs wurde um 1180 erbaut und gilt als Traukirche der Heiligen Elisabeth und ist gleichzeitig die Taufkirche Johann Sebastian Bachs. Von hier aus geht es über den ökumenischen Pilgerweg und der Kreuzkirche direkt Richtung Wartburg-Aufstieg. Die profanierte Kreuzkirche entstand 1692 aus den Resten des Eisenacher Mariendoms. Zur Wartburg ist eingangs ja schon genug geschrieben worden. Es sei aber noch erwähnt, dass eine Tour durch die Wartburg unbedingt mitgenommen werden sollte. So kann ein Aufenthalt auf dem Burggelände gut und gerne mal 2 bis 3 Stunden dauern. Von hier aus geht es nun ab in die Natur - genug Kultur erst einmal!

Über die Eliashöhle und der Sängerwiese nähern wir uns der berühmten Drachenschlucht. Es ist eine etwa drei Kilometer lange Klamm, dessen engste Stelle nur 68 Zentimeter breit ist. Teilweise führt der Weg durch diese enge Schlucht direkt über den Bach entlang. So wurde begeht man sie mittels Holzbohlen und Steigen, die über den Quellbach führen, und über Wege und Stufen, die in den Fels gehauen wurden. Unter einem der Bachlauf, eingeengt von festen moosbewachsenen sich immer enger zulaufenden Fels, ist das Durchschreiten der Drachenschlucht schon ein besonderes Erlebnis. Man erreicht danach den Forstort Hohe Sonne am Rennsteig, quert die Straße und wandert nun auf der Weinstraße Richtung Großen Drachenstein. Von hier aus hat man 470,5 Meter ü.N. ein sagenhaftes Panorama.

Von hier aus geht es nun in die Landgrafenschlucht, die ähnlich wie die Drachenschlucht aus einem harten Konglomerat des Oberrotliegenden besteht. Diese Schlucht ist circa 2 Kilometer lang und in ihr soll sich nach einer alten Sage 1306 Friedrich der Gebissene versteckt haben, um gegen seinen Vater Landgraf Albrecht den Entarteten auf der Wartburg vorzugehen, da er ihm die Erbfolge streitig machte. Von hier aus geht es nun auf fast direktem Wege zum Ausgangspunkt zurück. Wir machen nur noch einen Abstecher durch den Kartausgarten zum Burschenschaftsdenkmal. Der Kartausgarten ist der älteste botanische Garten Eisenachs, liegt im denkmalgeschützten Villengebiet der Südtstadt und umfasst etwa 3,8 Hektar. Neben zahlreichen seltenen und exotischen Gehölzen und Pflanzen, befindet sich hier auch das Gebäude der Wandelhalle aus dem Jahre 1908 und das Gärtnerhaus mit dem klassizistischen Teezimmer. Auf der Göpelskuppe ragt dann das Burschenschaftsdenkmal der Deutschen Burschenschaft empor. Es erinnert an die enge Eisenacher Geschichte mit den Burschenschaften. Das Denkmal existiert seit 1902. Über den Stadtpark kehren wir schließlich wieder zum Ausgangspunkt zurück.


Eine zweite empfehlenswerte Wanderrunde liegt östlich von Eisenach etwas außerhalb und beginnt bei Schönau. Sie führt uns in die Hörselberge. Auch hierum ragt sich eine Sage:

Der damalige König von England erhob ein Mädchen namens Reinswig aus niedrigem Stand aber von großer Schönheit zur Königin. Die beiden liebten sich aus vollem Herzen, jedoch kam es, dass ihr geliebter Gemahl verstarb. Weil sie ihm für immer treu bleiben wollte, betete sie für die Erlösung seiner Seele. Ihr wurde gesagt, dass der König sein Fegefeuer im weiten Thüringen hatte, im Berg Hörselberg und so begab es sich, dass die fromme und schöne Königin nach Thüringen reiste und sich am Fuße des Berges eine Kapelle bauen ließ, um zu beten. Nach und nach entstand ein Dorf, denn ihre große Dienerschaft brachte den Händlern der Gegend gutes Geschäft. Eines Tages erschienen ihr die Geister des Bösen und zusammen mit dem Geschrei, welches des Öfteren vom Bergesinneren zu hören war, glaubte sie, der Satan hauste hier. Also nannte sie den Ort Satanstedt und da die Sprache lebt, so wurde aus Satanstedt Sättelstädt.

(Quelle: nach Ludwig Bechstein, "Der Sagenkreis der Hörselberge", Originalausgabe 1835)

Wir beginnen die Wanderung am Bahnhof in Schönau und wandern aufwärts auf Waldwegen. ... Jesusbrünnlein und Apothekerwiese ... Die nun zu passierende Venushöhle, die auch als Hörselbergloch bekannt war, war, nach fest verwurzelter Meinung der Bevölkerung, eine bereits in frühgeschichtlicher Zeit genutzte germanische Kultstätte. So geht ihr Name auf die heinische Göttin Holba oder Märchenkennern auch als Frau Holle bekannt, zurück. Die Gebrüder Grimm waren es auch, die sich ernsthaft mit dem Sagenschatz des Hörselberges beschäftigten. Entsprechend fand die Figur Frau Holle Eingang in die Grimmsche Märchenwelt. Die aus Muschelkalk bestehenden Hörselberge sind ein bis zu 484,2 m ü. NHN hoher und etwa sechs km großer Höhenzug, den wir nun erklimmen und auf dessen Kamm wir anschließend entlang wandern. Wir passieren die Herrenberge und kommen zum Kleinen Hörselberg, von wo wir schließlich den Abstieg Richtung Wutha in Angriff nehmen und anschließend zum Ausgangspunkt zurückkehren.

Für Eisenach kann man gut und gerne mindestens 2 Tage einplanen, insbesondere, wenn man beide Wanderungen machen möchte und etwas Zeit auf der Wartburg verbringen will. Bei dem Bedürfnis die Innenstadt zum Shoppen zusätzlich noch aufzusuchen, die zahlreichen interessanten Lokalitäten und Gaststätten auszuprobieren und sich die genannten Museen anzusehen, sollte der Aufenthalt entsprechend ausgedehnt werden. Beide beschriebenen Wanderungen kann man problemlos mit Hunden durchführen, wenngleich die Führung durch die Wartburg genauso wie die Museenbesuche natürlich jeweils ohne die tierischen Begleiter ablaufen müssen. Eins ist aber sicher: Wir fanden Eisenach wunderschön - sowohl kulturell als auch naturell. Und es ist eine dicke Empfehlung hier alles mitzunehmen, was man mitnehmen kann!


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