Marseille: Das Tor zur Provence

15.01.2025
"Marseille ist ein Ort, an dem die Sonne, das Meer und die Geschichte zusammenkommen und ein Schauspiel bieten, das man nie wieder vergisst." (Jean Giono)

Unsere Reise führte uns nach Marseille, der pulsierenden Hafenstadt, die mit ihrer einzigartigen Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur verzaubert. Als Tor zur Provence bietet sie eine faszinierende Vielfalt an Erlebnissen, die sowohl für Kulturinteressierte als auch für Naturliebhaber und Wanderfreunde gleichermaßen spannend sind. Unsere Zeit in Marseille war ein spannender Mix aus historischen Entdeckungen, atemberaubenden Ausblicken und abenteuerlichen Naturerlebnissen.

Der Alte Hafen war unser erster Stopp und ein Ort, den man unbedingt besuchen muss, um das authentische Marseille zu erleben. Umgeben von Restaurants, Cafés und historischen Gebäuden strahlt der Hafen eine lebendige Atmosphäre aus. Wir spazierten am Wasser entlang, beobachteten die Fischerboote und ließen uns von den bunten Markständen und dem geschäftigen Treiben verzaubern. Doch der Hafen ist nicht nur für seine geschäftige Atmosphäre bekannt, sondern auch für seine historische Bedeutung. Hier begann die Geschichte von Marseille als Handelsstadt, und beim Bummeln durch die Gegend fühlte man sich fast wie Teil dieser langen Tradition.

Im Anschluss besuchten wir die Basilika Notre-Dame de la Garde, die stolz auf einem Hügel thront und von nahezu jedem Punkt in der Stadt sichtbar ist. Die Basilika ist nicht nur ein beeindruckendes religiöses Bauwerk, sondern bietet auch einen spektakulären Blick auf die Stadt, das Meer und die umliegenden Berge. Der Weg nach oben führt durch enge, steile Gassen, und obwohl die Aussicht die Anstrengung mehr als belohnt, war es eine Herausforderung, besonders bei der Sommerhitze. Oben angekommen, konnten wir uns an der Weite des Ausblicks erfreuen und dabei die weitläufige Bucht von Marseille und die Inseln im Meer betrachten.

Ein weiteres Highlight unserer Reise war das MUCEM, das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers, das direkt am Alten Hafen liegt. Es ist ein architektonisches Meisterwerk, das Moderne und Tradition auf einzigartige Weise miteinander vereint. Das MUCEM bietet faszinierende Ausstellungen zur Geschichte des Mittelmeers, von der Antike bis in die Gegenwart. Der Besuch war äußerst informativ, doch mussten wir feststellen, dass einige Ausstellungen für unseren Geschmack etwas zu überladen und schwer zugänglich waren – insbesondere, wenn man keine tiefergehenden Kenntnisse der Geschichte hatte. Dennoch war es spannend, die Geschichte Marseilles als Schnittstelle zwischen verschiedenen Kulturen und Völkern hautnah zu erleben.

Natürlich durfte eine Bootstour in die Calanques nicht fehlen. Die Calanques, die steilen, zerklüfteten Buchten und Klippen zwischen Marseille und Cassis, sind ein wahres Naturwunder. Wir hatten das Glück, eine geführte Tour zu unternehmen, bei der wir auf einem Boot entlang der dramatischen Küste fuhren und die beeindruckenden Felsformationen und kristallklaren Buchten bestaunen konnten. Die Tour war atemberaubend und ein absolutes Highlight, allerdings war sie auch recht voll, was den Genuss ein wenig minderte. Dennoch kann man den Zauber dieser wilden Küste nicht in Worte fassen – die Natur hier ist schlichtweg spektakulär.

Wer die Calanques lieber zu Fuß entdecken möchte, findet zahlreiche Wanderwege entlang der Calanques-Klippen, die mit traumhaften Ausblicken und herrlicher Natur aufwarten. Besonders der Wanderweg von Marseille zu den Calanques von Sugiton und Morgiou war ein Erlebnis. Die Wanderung führte uns durch duftende Kiefernwälder, über steile Felsen und vorbei an unberührten Buchten. Der Weg war anspruchsvoll, aber jeder Schritt wurde mit einem unvergesslichen Panorama belohnt. Besonders die Aussicht auf das türkisfarbene Wasser und die wilden Felsen war faszinierend.

Neben diesen Highlights haben wir auch die Gelegenheit genutzt, die Stadt selbst weiter zu erkunden. Marseille hat eine lange Geschichte als multikultureller Schmelztiegel, und dieser Charakter zeigt sich in der Stadtarchitektur, den Märkten und der Gastronomie. Wir genossen die mediterrane Küche mit frischen Meeresfrüchten und natürlich dem berühmten Bouillabaisse, einem klassischen Fischgericht der Region. Allerdings muss man sagen, dass die Stadt an manchen Stellen etwas chaotisch und weniger gepflegt wirkte als erhofft – die Innenstadt war teilweise ziemlich voll und die Straßen teils recht schmutzig.

Fazit: Marseille ist eine Stadt voller Kontraste – rau und ungestüm, aber gleichzeitig reich an Kultur, Geschichte und natürlicher Schönheit. Wer sich für die Kultur und das historische Erbe der Stadt interessiert, wird hier auf seine Kosten kommen. Besonders beeindruckend waren der Alte Hafen, die Basilika Notre-Dame de la Garde und das MUCEM. Für Naturliebhaber sind die Calanques ein absolutes Muss, sowohl vom Boot aus als auch auf den Wanderwegen. Doch trotz dieser vielen positiven Erlebnisse gibt es auch einige Schattenseiten: die Stadt kann gerade in den Sommermonaten überfüllt sein, und manche Gebiete wirken etwas vernachlässigt. Wer jedoch die Energie und den Charme der Stadt zu schätzen weiß, wird Marseille mit seinen vielen Facetten lieben. Ein Ort, der mit seiner Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur jeden Besucher begeistert – wenn man bereit ist, sich auf seine wilde Seite einzulassen.