Grand Staircase-Escalante National Monument
"Die Schluchten von Escalante erzählen stumme Geschichten in den geheimnisvollen Seiten eines lebendigen Buches der Natur, in dem jedes rote Gesteinsfragment eine Zeile und jeder Windhauch ein Kapitel ist." (Unbekannt)
Vom Capitol Reef Nationalpark ging es zunächst auf der #24 westwärts, dann ab Torrey Richtung Süden auf den atemberaubenden, wahnsinnig schönen All American Scenic Drive Highway #12. Dieser führt durch einzigartige und fantastische Gebirgswelten. Auf 3000 m-Höhe und über Straßen, wo es jeweils an den Straßenrändern hunderte Meter in die Tiefe geht. Die Fahrt über die #12 lohnt sich wirklich!
Bei unserer Fahrt Richtung Bryce Canyon Nationalpark durchquerten wir das Grand Staircase Escalante National Monument mit einigen schönen Slot Canyons und einem Wasserfall, der wunderschön gelegen liegt. Zunächst ging es aber durch Boulder, ein nicht wirklich sehenswerter Ort. Hier gibt es ein kleines Museum: das Anasazi State Park Museum. Hier erfährt man einiges über die Stämme der amerikanischen Ureinwohner. Es ist allerdings sehr klein und wenn man sich bereits ausführlich im Monument Valley über die First Nations informiert hat, doppelt sich vieles in diesem Museum. Hat man also wenig Zeit, kann man es problemlos auslassen.
Auf der Weiterfahrt Richtung Escalante passiert man linker Hand die Burr Trail Road. Dies ist eine Schotterstraße, die auf ihrem ganzen Weg in den Capitol Reef Nationalpark führt. Als wir dort waren, war sie allerdings nicht auf ganzer Länge zu befahren. Man empfahl uns sowieso nur den 11 km weit entfernten Long Canyon. Wir fuhren also beschwerliche 11 km auf der Burr Trail Road. Endlich angekommen war der Long Canyon nicht ausfindig zu machen. Wir suchten mit noch anderen Amerikanern, konnten aber dennoch den besagten Slot Canyon nicht finden. Etwas weiter davon liegt der Singing Canyon. Dies ist ein sehr kleiner und kurzer Canyon, der nicht wirklich beeindruckend und sehenswert ist – zumindest im Vergleich zu den konkurrierenden Canyons in diesen Landen. Für den Singing Canyon sollte man, unserer bescheidenen Meinung nach, niemals die 22 km Strecke auf sich nehmen – es ist ja schließlich Hin- und Rückweg zu bewältigen. Dafür gibt es einfach viel schönere und sehenswertere Canyons.
Nach dieser Erfahrung fuhren wir etwas frustriert weiter Richtung Escalante. Nach Bewältigung eines Drittels der Strecke kamen wir zu einem kleinen Campground an den Lower Calf Creek Falls, besagtem Wasserfall. Im Campingplatz biegt ein kleiner Wanderweg ab, der in diese Bergwelt führt. Der Weg ist schön angelegt, führt über Stock und Stein, an Kakteen vorbei, über Gesteine hinweg, am Fluss Calf Creek entlang und schließlich zum Wasserfall, dem Lower Calf Creek Fall. Es ist kein Rundweg, sondern ein Stichweg. So geht es auf gleicher Route wieder zurück. Wir fanden den Trail wahnsinnig schön und können ihn nur weiterempfehlen. Auch der Wasserfall ist ein besonders schöner Anblick und lädt zum Verweilen an. Man kann sich hier sehr gut vorstellen, wie die Indianer am Fuße des Wasserfalls, dessen Wasser in einen kleinen Teich fiel, zwischen dem lichten Baumbestand ihre Tippis errichteten und lebten.
Das Kiva Koffeehouse auf der weiteren Fahrt nach Escalante bietet die Möglichkeit einer kurzen Pause und des Verweilens bei gleichzeitigem wunderschönem Ausblick. Wir fuhren aber direkt weiter, da wir erstens keine Pause benötigten und zweitens eh im Zeitplan nicht den notwendigen Platz schaffen konnten.
Kurz bevor wir schließlich unser Halbtagesziel Escalante erreichten wir einen Abzweig, der auf den Hole-in-the-Rock-Trail führt. Diese Straße, die eher wieder eine buckelige Schotterpiste darstellt, kann man in vollen Zügen genießen, da man nur beharrlich – also extrem langsam – den Weg befahren kann, weil ansonsten das Auto Schaden nehmen könnte. Unser Ziel war der Big Horn Canyon. Zunächst folgten wir dem zu unserem Zeitpunkt als Rinnsal verlaufenden Fluss. Manchmal musste man auch Wege über das Flüsschen hinweg finden. Der Weg war recht schön und abenteuerlich. Als wir dann an einen Rinderzaun kamen, bogen wir in die zwei Slot Canyons ab. Wir waren am späten Nachmittag da. Entsprechend allein waren wir. Es war niemand vor Ort. Das stellt einen gewaltigen Kontrast zum Lower Antelope Canyon dar, der ja menschenüberfüllt war. Das Begehen von Slot Canyons ist wahnsinnig abenteuerlich. Man klettert durch die engen sich immer weiter zueinander stehenden Gesteinswänden, entdeckt den Weg von Schritt zu Schritt und weiß nie, wo es wie weitergeht. Der Anblick der ausgewaschenen Wände ist ebenso faszinierend wie der Weg an sich. Wenn man dann noch alleine ist, dann ist es noch einmal um ein Vielfaches schöner. Die beiden Canyons sind in Schönheit etwa gleich, von der Länge her unterschiedlich. Ein Slot Canyon führt eine halbe Meile ins Gebirge rein, der andere ist doppelt so lang. Auf gleichem Wege geht es dann wieder zurück. Diese Wanderung hat tiefe Eindrücke bei uns hinterlassen und ist absolut empfehlenswert.
Eigentlich wollten wir auch zum Zebra & Tunnel Trail, aber in diesem stand so hoch Wasser, sodass eine Wanderung unmöglich war. Entsprechend mussten wir diesen Trail also auslassen. Er wurde uns wie folgt beschrieben: Es sind zwei aufeinanderfolgende Slot Canyons, die durch Erosion in das standsteinerne Gestein geschliffen wurden und die charakteristischen Streifen eines Zebras aufweisen. Theoretisch kann man beide Wanderungen über den Cottonwood Wash verbinden, wie wir es auch weiter unten in der Wanderroute getan haben. Man sollte sich vorab aber unbedingt informieren, ob die Slot Canyons begehbar sind.
In Escalante gingen wir anschließend essen im Escalante Outfitters. Dort bestellten wir zwei Pizzen – beide im amerikanischen Stil. Die Pizzen waren sehr gut, bis auf das Malheur, welches Julia passierte. Sie bestellte aus Unwissenheit eine Pizza mit Kapernsoße, einer sehr ungewöhnlichen Soße, die nichts für unseren europäischen Gaumen war. Ansonsten sind die Pizzen aber mit durchaus mit leckeren Beilagen belegt und das Restaurant ist empfehlenswert. Dies war aber nicht unser Übernachtungsort. Wir übernachteten im Dixie National Forest, der uns stets seit dem Capitol Reef Nationalpark begleitete.