Die nördlichen großen Masurischen Seen

30.07.2023

"Derjenige, der etwas zu tun wagt, muß sich bewußt sein, daß er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird. Unterläßt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen." (Claus Schenk Graf von Stauffenberg)

Dieses Zitat wurde von Claus Schenk Graf von Stauffenberg kurz vor dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 getätigt. Es begleitet uns an diesem Punkt der Reise. So war Stauffenberg sowohl in Mauerwald als auch in der Wolfsschanz zugegen. Bevor wir diese beiden historischen Orte aber erreichen, besuchen wir zunächst die Ruine des Grafenschlosses in Sztynort (Steinort). Dieses Schloss thronte einst majestätisch am Ufer des großen masurischen Sees und erzählt von vergangener Pracht und Eleganz. Die malerische Umgebung und die romantische Ruine machen diesen Ort zu einem bezaubernden Anblick und bieten eine idyllische Kulisse für unvergessliche Erinnerungen.

Fahren wir weitere nördlich um die Großen Masurischen Seen herum, können wir uns auf eine Wanderung durch das bezaubernde Tal der Wegorapa (Angerapp) bei Jakunowo begeben. Die grünen Wälder, die klaren Bäche und die üppige Natur bieten eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Man kann hier bei der Wanderung die frische Luft und die unberührte Schönheit der Natur bewundern.

Danach ging es zur faszinierenden Bunkeranlage Mauerwald, die einst als geheime Hauptquartieranlage des Oberkommandos des Heeres diente. Die unterirdischen Bunker und Tunnels bieten ein eindringliches Erlebnis und geben Einblick in die komplexe Geschichte dieser Region während des Zweiten Weltkriegs. Stauffenberg diente hier mehrere Jahre. Die Distanz zu Hitlers Hauptquartier war beabsichtigt. So erhofften sich die hochrangigen Wehrmachtmilitärs durch die Entfernung, dass Hitler nicht allzu oft vor Ort anzutreffen war, denn die Diskrepanzen zwischen ihm und der Heeresleitung waren enorm. Genauso wie die Wolfsschanze spielte aber auch die Bunkeranlage Mauerwald eine bedeutende Rolle während des Zweiten Weltkriegs. Es war ein wichtiger Ort für die deutsche Kriegsführung – insbesondere was die Ostfeldzüge und da v.a. "Operation Barbarossa" anging. Heute kann man die Überreste der Bunkeranlage noch besichtigen, sich im informativen Museum erkundigen, einen Verbindungstunnel zwischen zwei Bunkern entlang kriechen und sich an diesen historischen Ort über die Ereignisse dieser dunklen Zeit der Geschichte einfühlen.

Das Führerhauptquartier Wolfsschanze ist eines der berühmtesten Sehenswürdigkeiten im ehemaligen südlichen Ostpreußen. Einst der Ort, an dem Adolf Hitler während des Zweiten Weltkriegs wichtige strategische Entscheidungen traf, ist es heute eine Art Freilichtmuseum. Ein sehr gut gemachter, GPS-gesteuerter Audioguide führt in mehreren Sprachen (u.a. auch Deutsch) über das Gelände und erklärt die Bunkerreste. Die Überreste Bunkeranlage und die historischen Artefakte erzählen von den turbulenten Zeiten und bieten Einblicke in die Geschichte. Sie berichten aber auch über die fürchterliche und gewaltsame Niederschlagung des Warschauer Aufstands und natürlich über eines der wichtigsten Ereignisse, die mit der Wolfsschanze untrennbar verbunden sind: dem Attentat am 20. Juli 1944 durch Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Hochrangige Militär, darunter Oberst Stauffenberg, führten ein Attentat auf Adolf Hitler in einer Lagebesprechungsbaracke am besagten Tage durch. Es missglückte, der Führer überlegt. Noch am selben Tag wurde Stauffenberg in Berlin hingerichtet. Wäre das Attentat gelungen, hätte der Krieg ein vorzeitiges Ende gefunden und zigtausende Menschen wären von Gräuel erlöst worden bzw. hätten den Krieg noch überlebt.

Gleich in direkter Nähe zur Wolfsschanze befindet sich die ehemals charmante Stadt Ketrzyn (Rastenburg), die eigentlich reich an Geschichte und Kultur ist. Doch wir schlenderten nur kurz durch die Straßen. Uns gefiel Ketrzyn überhaupt nicht und so brachen wir unsere Visite kurzerhand ab und fuhren weiter. Sehenswert sollen wohl das Heimatmuseum, das die lokale Geschichte präsentiert, sein und Wehrkirche St. Georg.

Wir fuhren weiter zu einem sehr persönlichen Ort, denn wir besuchten das ehemalige Rittergut meines Urgroßvaters, der hier residierte und einen großen landwirtschaftlichen Betrieb führte. Von dem Anwesen ist nicht mehr viel übrig geblieben. Einzelne Scheunen stehen noch, sind aber ebenso wie das noch erhaltene Gutshaus in einem jämmerlichen Zustand. Unbewohnt, verfallen, heruntergekommen. So ist es nur noch ein Abrissobjekt. So wie viele ehemalige Gutshäuser im heutigen Polen. Aber, und das muss man an dieser Stelle ganz besonders betonen: An so vielen Orten ist uns aufgefallen, dass die ehemaligen und durch den Krieg zerstörten Gebäude wieder in ihrem ursprünglichen Zustand aufgebaut wurden. Sie wurden historisiert und restauriert und erstrahlen nun nicht wieder im neuen, sondern vielmehr im historisch alten Glanz. Das ist eine wahnsinnige Leistung der Polen, die nicht hoch genug zu schätzen ist. Dass nicht alle Gebäude gerettet werden können, versteht sich von selbst. Besagtes Gutshaus gehört leider zu zweiten Kategorie, der Gebäude, die nicht wieder restauriert, saniert und renoviert wurden.

Die nördlichen großen masurischen Seen bieten eine unvergleichliche Kombination aus Natur und Geschichte. Wir erkundeten die faszinierenden Ruinen, genossen die malerische Natur und tauchten in die bewegte Vergangenheit dieser Region ein. Es ist ein Gebiet voller Entdeckungen und Erlebnisse, die uns mit unvergesslichen Eindrücken bereicherte.


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