Die Landungsstrände - Bayeux Bessin und Côte de Nacre

13.08.2022

"They fight not for the lust of conquest. They fight to end conquest. They fight to liberate." (President Franklin D. Roosevelt)

Die Landungsstrände - der Beginn des Endes eines ganz, ganz dunklen Zeitalters deutscher und europäischer Geschichte. Dieser Beginn begann so, wie die Terrorherrschaft der Nazis insgesamt war: grausam, blutig und tödlich. Mit großer Demut und riesigen Respekt fuhren wir an die Côte de Nacre, die Perlmuttküste, dessen Name niemals auf das Inferno schließen lässt, welches dort am jenen 6.6.1944 stattfand. Der Ort ist derart aufgeladen mit historischer Bedeutungskraft, dass man es quasi spüren konnte. Überall in der Landschaft verstreut findet man Zeugnisse des Krieges: Zwischen herrlichen, langen Stränden und grasbedeckten Grünen finden sich immer wieder aus Beton gegossene Bunkeranlagen, die auf das hindeuten, was hier geschah: Es war eines der blutigsten Kriegsschauplätze des 2. Weltkriegs. Wir fuhren direkt an den berühmtesten der fünf Landestrände: an den Omaha Beach. Man kann den Omaha Beach, der den härtesten umkämpften Kriegsschauplatz der alliierten Landung 1944 darstellte und für die Amerikaner ein Desaster wurde, direkt besuchen. Direkt am Mahnmal am langen Sandstrand, mit dessen felsigen Klippen im Hintergrund befinden sich große Besucherparkplätze. Man kann aber auch eine Wanderung unternehmen, die man besser - sofern man Hundebesitzer ist - ohne die vierbeinigen Begleiter durchführt, denn an sämtlichen Stationen (damit sind Museen oder Friedhöfe oder offizielle Gedenkstätten gemeint) sind Hunde verboten. Am Strand und auf den Wegen zwischen diesen genannten Orten sind sie selbstverständlich erlaubt. Hier muss man sich überlegen, wie man seinen Schwerpunkt legen möchte.

Die Wanderung beginnt am Pointe du Hoc, an dem Hunde - wie angekündigt - verboten sind. Es ist ein felsiges Kap mit Zeugnissen aus dem Zweiten Weltkrieg. Er bietet eine grandiose Aussicht auf das Meer und es wird schnell die strategische Bedeutung dieser Hochebene (bis zu 30 m hohe Kalkfelsen) klar: Das Kap war bei der alliierten Landung 1944 ein Ort heftiger Gefechte mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Noch heute zeugen zahlreiche Bombeneinschläge bzw. dessen Krater davon.

Davon ausgehend geht es weiter Richtung Osten und wir gelangen an den Omaha Beach, dem besagten berühmten Schauplatz. Heutzutage kann man beim Anblick des schönen, ruhigen, breiten Sandstrandes, der an unserem Tag bzw. zu unserer Besuchszeit durch die Ebbe noch weitläufiger als üblich war, kaum glauben, dass hier Tausende alliierter Soldaten und natürlich - das darf nicht verschwiegen werden - auch viele Deutsche (beide Seiten erfüllten "nur" ihre Pflicht bzw. befolgten ihre Befehle) den Tod fanden. Das bringt uns zu einem Gedanken, der nicht unerwähnt bleiben soll. Direkt am Omaha Beach bzw. genauer dort wo das Monument SIGNAL d'Ohama Beach - eine martialische Gedenkstätte, die für unseren Geschmack durch die metallene Gestaltung und Darstellung als Kunstobjekt dem historischen Geschehen nicht würdig wird (aber das mag Geschmackssache sein) - sind zahlreiche Flaggen gehisst, die selbstverständlich die Nationen zeigen, dessen Soldaten hier beim Versuch Frankreich zu befreien, verstarben. Es fehlt eine Nation komplett: Die deutsche Flagge ist nicht gehisst. Sicherlich, die Wehrmacht hat auch viele Kriegsverbrechen begangen und ja, es ging um die Befreiung Europas und da waren die deutschen Soldaten die Feindbilder, aber auch sie ließen ihr Leben hier, handelten auf Basis einer Gehirnwäsche, falscher Ideale und manipulierter Leitbilder und führten - wie es nun einmal beim Beruf des Soldaten ist - einen klaren Befehl aus. Wir empfanden das den deutschen gefallenen Soldaten als nicht würdig, dass hier ihre Nation nicht geflaggt wird. Und wir wollen wirklich keinen Eindruck von (falschen) Patriotismus aufkommen lassen, nur in unseren Augen waren die vielen jungen Männer (viele der deutschen Soldaten waren zwischen 17 bis 30) ebenso Opfer eines unsinnigen, erbarmungslosen und völlig falschen sowie verurteilungswürdigen Krieges. Wir wissen, dass dies ein sehr sensibles Thema ist, aber es ist uns aufgefallen und wir wollten den Gedanken einmal "laut" werden lassen, bevor es weiter geht.

Weiter ging es auf der Wanderung mit dem Musée Mémorial d'Omaha, in dem keine Hunde erlaubt sind. Ein anderes Museum, welches wir vorab (weil lag auf dem Weg) besuchten, aber nicht in der Route der Wanderung mit eingeschlossen ist (weil ist zu weit davon entfernt) ist das Musée des Épaves Sous-Marines an der Route de Bayeux - BP 9, 14520 Port-en-Bessin-Huppain. Hier werden beeindruckende Überreste und persönliche Gegenstände aus 25 Jahren Erforschung des Meeresbodens ausgestellt. Sie wurden in großen Kriegsschiffen gefunden, die um den 6. Juni 1944 versenkt wurden. Sicherlich sind die anderen zahlreichen Museen, die es entlang den Landungsstränden gibt, allesamt sehenswert. Wir besuchten nur diese beiden sowie ein drittes "Freilichtmuseum", was noch beschrieben wird. Die beschriebenen Museen fanden wir sehr gut und informativ, was aber nicht bedeuten soll, dass die anderen nicht beschriebenen Museen nicht oder weniger gut bzw. informativ sind.

Wir gingen den Omaha Beach - nein - wir beschritten bedächtig den Omaha Beach weiter entlang und kamen zum Widerstandsnest 65 mit einem Bunker, aus dem ein originalgetreues Maschinengewehr ragte. Man kann hier den Berg hochgehen und wieder zurück zum Mahnmal am Omaha Beach kehren oder man geht weiter zum amerikanischen Soldatenfriedhof, der aus so vielen Kriegsfilmen bekannt ist. Der 70 ha große Cimetière Américain de Normandie (Omaha Beach, 14710 Colleville-sur-Mer) liegt hoch über dem Omaha Beach und ist ein absolutes Muss beim Besuch der Landungsstrände. Hier befinden sich die Gräber der 9.387 Soldaten, die während der Schlacht in der Normandie gefallen sind. Die Kapelle, das Memorial und der Jardin des Disparis (Garten der Dahingegangenen) würdigen ihr Andenken gelungen. Das Visitor Center würdigt sowohl den Mut und die Kompetenz, ohne welche die Durchführung der Operation Overlord trotz der ganzen Schwierigkeiten (vorweggegangenes Bombardement verfehlte größtenteils die deutschen Stellungen, Witterungsbedingungen sowie ansteigende Flut erschwerten den Angriff, Strömungen sorgten für Abkommen vom angestrebten Kurs) und die anschließende Befreiung Europas nicht möglich gewesen wäre, als auch die Opferbereitschaft jener, die heute an diesem Ort ihre letzte Ruhestätte haben.

Letzteres betrifft wohl vor allem (natürlich nicht nur) die Divisionen der US-Streitkräfte, die das Unglück hatten, an dem Strandabschnitt vor dem Widerstandsnest 62 zu landen, welches sich unterhalb des amerikanischen Friedhofs befindet und der letzte bzw. auch nächste Stopp auf der Wanderung darstellt. Von diesem Widerstandsnest ist kaum noch etwas übrig und entsprechend wenig zeugt von dem Ort, wo den Amerikanern so schwere Verluste zugeführt wurden, sodass die Operation hier ein wahres Debakel darstellte. Verantwortlich war ein deutscher Gefreiter, der mit Unterstützung noch anderer Soldaten, neun Stunden lang aus dem einzigen noch funktionstüchtigen Maschinengewehr auf die immer wieder neu in Wellen ankommenden US-Landungsboote feuerte. Hein Severloh feuerte mit seinem MG-42 und seinem Karabiner über 12.000 Schuss ab und tötete mehr als 2.000 Soldaten im Alleingang. Er schrieb ein Buch, welches wir an entsprechender Örtlichkeit lasen und welches uns immens bewegte. Uns bewegte sein Schicksal, sein Leben, sein Umgang damit und insbesondere bewegte uns tief seine ausführliche Schilderung der Vorkommnisse. Das autobiographisch Verfasste Werk "WN 62 - Erinnerungen an Omaha Beach: Normandie, 6. Juni 1944" ist absolut lesenswert und eine Empfehlung wert, denn es schildert deutlich wie der Tag aus der Sicht eines deutschen Soldaten gewesen sein muss. Das Schicksal dieses deutschen sowie der zahlreichen alliierten Soldaten hat uns tief bewegt und beeindruckt. Es steht exemplarisch und stellvertretend für die viele tausenden Anderen. Hier endet die Tour. Sie stellt somit keine Rundtour dar, wenngleich man natürlich den gleichen Weg wieder zurückgehen kann. Wir haben die beschriebene Tour nie selbst beschritten, sind die einzelnen Orte vielmehr abgefahren. Dies lag einfach an der Tatsache, dass es uns mit Hunden zu oft zu kompliziert erschien die Tour zu machen, da sie an vielen Orten (Museen, Pointe du Hoc und Friedhof) nicht dabei sein durften.

Weiter Richtung Westen befindet sich noch die Batterie de Maisy (Route des Perruques, 14450 Grandcamp-Maisy). Dieses "Freilichtmuseum" der besonderen Art, sollte man sich ansehen. Es zeigt eine in den letzten 60 Jahren in Vergessenheit geratene deutsche Batterie und war damit wesentlicher Bestandteil einer Militärzone. Hier kann man den 3 km langen Strandabschnitt mit den einst verborgenen Schützengräben nun in den wieder freigelegten Gräben, Tunneln und den 6 Artelleriestützpunkten (155 m) sowie den einzelnen Bunkern (Kommandobunker, Offiziersbunker, Unterkünfte, Hospital, Funkbunker etc.), die heute, im Gegensatz zu damals, zu sehen sind, erkunden. Interessant war auch zu sehen, dass die damals aufgeschichteten Sandsäcke quasi noch bestehen, mittlerweile nur regelrecht versteinert sind. Ein Shop, der gleichzeitig auch Eingangshäuschen ist, bietet viele alte Militärgegenstände, Zeitungen oder andere Papiere und Dokumente zum Verkauf an. Das gute an der Batterie de Maisy ist, dass Hunde das Gelände betreten dürfen und entsprechend an der Leine auch die Schützengräben und Militäranlagen erkunden können.

Zuletzt sei noch der deutsche Militärfriedhof erwähnt. Der Cimetière Militaire Allemand in La Cambe beherbergt 21.300 deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Nicht alle sind selbstverständlich am 6. Juni 1944 gestorben, sondern vielmehr in den sich anschließenden militärischen Auseinandersetzungen nach der erfolgten Landung der Alliierten. Dennoch fanden sie hier ihre letzte Ruhestätte. Die Anlage war für uns sehr beeindruckend. Sie besitzt ein Empfangs- und Informationszentrum mit ständiger Ausstellung. Das Gräberfeld ist riesig und besitzt im Zentrum ein Tumulus (Hügelgrab). Der Garten des Friedens ist mit 1.200 Ahornbäumen bepflanzt, die lebende Symbole für den Frieden zwischen den Nationen darstellen sollen.


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