Das nördliche Ermland
"Von der heiligen Linde bei Rastenburg gibt es eine alte Sage, daß unter ihr kleine Erdleuchten gewohnt haben, die man Barstucken nannte. Das soll noch zur Zeit der heidnischen Preußen gewesen sein. Diese Barstucken meinten es sehr gut mit den Menschen [...]." (Paul Zaunert)
Um die berühmte Wallfahrtskirche Heilige Linde in Swieta Lipka ranken sich viele wundersame Legenden und Geschichten. Eine davon beschrieb im obigen Zitat Paul Zaunert. Nebst allerlei Wunderheilungen ist aber deren Gründung bzw. Bau bereits sagenhaft, denn die Sage erzählt von einer wundersamen Begebenheit im 13. Jahrhundert: Einst soll ein armer Ritter aus dem fernen Preußen auf der Suche nach einem geheimnisvollen Schatz in die Region von Allenstein (Olsztyn) gekommen sein. Der Ritter hatte gehört, dass sich in einem dichten Wald ein kostbarer Schatz verbergen sollte, der nur zu bestimmten Zeiten offenbart wird. Erschöpft und entmutigt durch die Suche erreichte der Ritter schließlich einen einsamen Ort im Wald. Dort erblickte er eine prächtige Linde, die von einem hellen Licht umgeben war. Fasziniert und voller Hoffnung kniete er vor dem Baum nieder und betete zu Gott um Führung. Plötzlich erschien ihm ein Engel, der ihn ermahnte, den Schatz zu vergessen und stattdessen eine Kapelle an dieser Stelle zu errichten. Der Ritter sollte an diesem Ort eine Kirche zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria erbauen, die unter der Linde erschienen war. In Erfüllung des göttlichen Wunsches begann der Ritter mit dem Bau der Kapelle. Bald darauf geschahen zahlreiche Wunder und Heilungen an diesem Ort. Die Nachricht von den wundersamen Ereignissen verbreitete sich schnell und lockte immer mehr Gläubige an. So entstand im Laufe der Zeit eine Wallfahrtskirche, die als "Swieta Lipka" bekannt wurde, was auf Polnisch "Heilige Linde" bedeutet. Seither wird die Wallfahrtskirche Swieta Lipka von Pilgern aus verschiedenen Teilen Europas besucht, die dort ihre Gebete sprechen und auf göttliche Führung hoffen. Die Heilige Linde ist zu einem wichtigen Pilgerort und einem Symbol des Glaubens und der Hoffnung geworden.
Die Sage der Heiligen Linde verleiht der Wallfahrtskirche eine besondere mystische Bedeutung und macht sie zu einem faszinierenden Ort, der die Herzen der Menschen seit Jahrhunderten berührt. Sie ist eine beeindruckende Barockkirche, ein bedeutender Pilgerort und bekannt für ihre prachtvolle Architektur und ihre faszinierende Akustik. Wir bewunderten die kunstvollen Deckenmalereien in der Kirche und im Kreuzgang außen herum. Wir bestaunten die reich verzierte Orgel, während wir die spirituelle Atmosphäre dieses besonderen Ortes erlebten. Gerade die Orgel und auch der Altar sind wunderschön, machen den Ort einzigartig und führen zu unserem Fazit, dass es die bisher schönste Kirche war, die wir jemals sahen.
Weiter geht es im nördlichen Ermland, einer Region in Polen, die mit faszinierenden historischen Stätten und atemberaubenden Naturlandschaften aufwartet. Wir tauchen nun weiter ein in die reiche Geschichte und die unberührte Schönheit dieser Region, verlassen Swieta Lipka und besuchen nun die Ordensburg von Reszel, das Schloss und den Gutshof Galiny, das Kloster Stoczek, den Bischofspalast von Lidzbark Warminski und das Tal der Waslza bei Mehlsack, welches wir durch eine Wanderung entdecken.
Wir erreichten nach der Heiligen Linde die eindrucksvolle Ordensburg von Reszel, die hoch über der gleichnamigen Stadt thront. Diese beeindruckende Festung aus dem 14. Jahrhundert besticht durch ihre gotische Architektur und ihre gut erhaltene Struktur. Man kann kostenpflichtig die zahlreichen Ausstellungsräume erkunden und dadurch mehr über die Geschichte der Burg und der Region erfahren. Da wir mit Hunden unterwegs waren und daher nicht in die Burg hineinkamen, schlenderten wir durch die zu Füßen der Burg liegenden Altstadt von Reszel, die teilweise sehr schön gestaltet ist, an anderer Stelle aber auch einige Verfallserscheinungen aufzeigt.
Nicht weit entfernt davon erwartet uns das charmante Schloss Galiny, das von einem malerischen Gutshof umgeben ist. Die Kombination aus dem historischen Schloss und der idyllischen Landschaft macht diesen Ort zu einem idealen Ort für Entspannung und Erholung. Wir spazierten durch den weitläufigen Park und haben uns von der Schönheit und Ruhe dieses Ortes verzaubern lassen. Der Gutshof ist auch ein Hotel, ist bekannt für seine Pferdezucht und die dort lebenden Turnierpferde haben bereits etliche Preise erhalten, wovon die zahlreichen Pokale stumme Zeugen sind.
Danach begaben wir uns zu einem weiteren spirituellen Ort, dem Kloster Stoczek. Diese idyllische Abtei, die von üppigen Wäldern und klaren Seen umgeben ist, bietet eine friedliche Umgebung für Meditation und Gebet. Wir erkundeten die alten Gebäude und lernten mehr über das klösterliche Leben und die Geschichte dieser besonderen Stätte kennen. Unser Besuch hier war allerdings sehr kurz, da es uns weiterzog nach Lidzbark Warminski und wir ja auch noch eine Wanderung auf dem Programm stehen hatten.
Es ging also weiter zum imposanten Bischofspalast von Lidzbark Warminski. Dieser imposante Renaissance-Palast ist ein Meisterwerk der Architektur und war einst Sitz des Bischofs von Ermland. Wir erkundeten die prachtvollen Räume, die mit kunstvollen Deckenmalereien und Wandgemälden geschmückt sind, und spürten die vergangene Pracht dieses historischen Ortes. Auf der Zugbrücke nahmen wir einen Kaffee zu uns, während wir die hohen und dicken Backsteinwände bestaunten. Dieser wirklich sehr schöne Palast ist heutzutage ein Hotel. Es ist eine absolute Empfehlung unsererseits in diesen Gemäuern einen Aufenthalt zu planen. Die Preise sind erschwinglich, das Hotel ist u.a. mit einem Wellness-/SPA-Bereich und einem Pool gut ausgestattet und es ist wahrlich ein besonderer Ort eine oder mehrere Nächte zu verbringen.
Wir beendeten so aber nicht den Tag, sondern wollten noch wandern durch das malerische Tal der Walsza bei Mehlsack. Dieses grüne Tal ist ein Paradies für Naturliebhaber und bietet zahlreiche Wanderwege entlang von Bächen und Wiesen. Wir genossen hier die unberührte Schönheit der Natur und haben uns von der Ruhe und Stille der Umgebung inspirieren lassen, zumindest solange, bis es anfing zu regnen. Lautstark prasselten dicke Tropfen auf das Blätterdach und dem Holzdach unseres Unterschlupfes, wo wir ein trockenes Örtchen noch finden konnten. Gott sei dank war es nur ein kurzes Schauer und wir konnten unsere Wanderung alsbald beenden. Dieses malerische Tal, welches immer wieder botanische Hinweisschilder auf dem Lehrpfad hatte, war ein schöner, runder und gelungener Abschluss des Tages und bot den Hunden nochmal reichlich Gelegenheit für Auslauf und Erkundung, da sie zuvor ja durch die Besichtigung der menschengemachten Orte wenig Zeit und Raum zum Laufen hatten.
Das nördliche Ermland bietet eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur. Von spirituellen Stätten und beeindruckenden Burgen bis hin zu malerischen Landschaften und Wanderwegen - hier gibt es für jeden etwas zu entdecken und zu erleben.