Rennes

17.03.2025
"Die Bretagne ist vielleicht das geheimnisvollste Land Europas, das seine Seele in den Steinen der alten Städte und in den Wellen des Meeres bewahrt." (Gustave Flaubert)

Kaum haben wir Rennes erreicht, spüren wir sofort den Charme dieser bretonischen Hauptstadt. Das Wetter meint es gut mit uns – ein Wechsel aus Sonne und leichten Wolken, perfekt für unsere ersten Erkundungen. Rennes, oft als "Tor zur Bretagne" bezeichnet, vereint Historie und Moderne auf eine spannende Weise. Wir parken unseren Camper etwas außerhalb auf einem ruhigen Stellplatz und machen uns mit bequemen Schuhen auf in die Altstadt – bereit, uns treiben zu lassen.

Die Altstadt von Rennes ist eine wahre Überraschung. Wir hatten Fachwerkhäuser erwartet, aber nicht in dieser Pracht: Schiefe Balken, bunte Fassaden und enge Gassen, die uns immer wieder in eine andere Epoche versetzen. Besonders beeindruckend ist die Rue du Chapitre, in der die Häuser aussehen, als würden sie sich gegenseitig stützen müssen, um nicht umzufallen.

Einer unserer ersten Stopps ist die Place des Lices, wo früher Ritterturniere stattfanden. Heute ist hier samstags einer der größten Märkte Frankreichs, ein Fest für die Sinne. Leider ist gerade kein Markttag, doch auch ohne die bunten Stände spüren wir die Lebendigkeit dieses Ortes. In einem kleinen Café bestellen wir Galettes – herzhafte Buchweizenpfannkuchen – mit Käse, Schinken und Ei. Der erste Bissen bestätigt: Die Bretagne weiß, wie man gutes Essen macht.

Weiter geht's zur Kathedrale Saint-Pierre, die von außen recht schlicht wirkt, innen jedoch mit einer prunkvollen, goldverzierten Decke überrascht. Hier spüren wir erstmals den Kontrast von Rennes – bodenständig und doch prachtvoll, bescheiden und doch voller Geheimnisse.

Ein kleines Kuriosum entdecken wir zufällig: die "Maison Ti Koz". Dieses winzige Haus zwischen zwei hohen Gebäuden ist kaum breiter als eine Tür – ein Relikt vergangener Zeiten, als jeder Quadratzentimeter bebaut werden musste.

Am Abend genießen wir die lebendige Atmosphäre am Ufer der Vilaine. Rennes hat eine überraschend junge und dynamische Szene, was wohl an den vielen Studierenden liegt. Die Restaurants und Bars sind gut besucht, und wir lassen den Tag bei einem Cidre ausklingen – einer der besten, den wir je getrunken haben.

Am zweiten Tag stand Natur auf dem Programm. Der Parc du Thabor gilt als einer der schönsten Gärten Frankreichs – und wir können das nur bestätigen. Er vereint französische Eleganz mit wilder, englischer Romantik und einer unerwarteten Überraschung: einer Voliere mit bunten Papageien. Bretagne und Papageien? Das hätten wir nicht erwartet.

Wir spazieren durch die verschiedenen Gartenbereiche, lassen uns von duftenden Rosenbeeten verzaubern und genießen die weiten Grünflächen, auf denen Einheimische ihre Mittagspause verbringen. Trotz seiner zentralen Lage ist der Park eine Oase der Ruhe.

Ein kleiner Wermutstropfen: Die wenigen Café-Angebote im Park sind überteuert und eher mittelmäßig. Wir hätten uns eine gemütlichere Möglichkeit zum Verweilen gewünscht. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau – der Park selbst ist ein Highlight, das wir jedem ans Herz legen würden.

Unser letzter Tag in Rennes gehört dem Fluss. Die Vilaine durchzieht die Stadt und bietet eine ganz andere Perspektive. Abseits der geschäftigen Straßen folgen wir den grünen Uferwegen, die mal an modernen Gebäuden, mal an alten Schleusenhäusern vorbeiführen. Besonders schön ist der Abschnitt Richtung Apigné-Seen, wo es fast ländlich wirkt.

Hier begegnen wir vielen Radfahrern und Joggern – Rennes scheint eine sehr sportliche Stadt zu sein. Die breiten Wege sind ideal für ausgedehnte Spaziergänge, und wer mag, kann sogar eine Kanutour unternehmen.

Bevor wir Rennes verlassen, gönnen wir uns noch eine letzte bretonische Spezialität: Kouign-Amann, ein buttriges, süßes Gebäck, das so schwer ist, dass es eine eigene Kategorie von Kalorienbombe verdient. Aber was soll's – wir werden es auf den kommenden Wanderungen wieder abtrainieren.

Rennes hat uns überrascht. Wir hatten eine nette Stadt erwartet, aber nicht dieses Zusammenspiel aus Historie, lebendiger Kultur und Natur. Besonders gefallen hat uns:

✅ Die wunderschöne Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern.
✅ Der Parc du Thabor als grüne Oase mitten in der Stadt.
✅ Die Möglichkeit, auf entspannten Wegen entlang der Vilaine zu spazieren.
✅ Die vielen kleinen, unerwarteten Entdeckungen wie die Maison Ti Koz oder die Papageien im Park.

Weniger begeistert hat uns:
❌ Die eher überteuerten Gastronomie-Angebote im Park.
❌ Manche Fachwerkhäuser könnten etwas besser gepflegt sein – was aber auch ihren Charme ausmacht.

Wer sich für Geschichte interessiert, die bretonische Kultur erleben und trotzdem viel Zeit in der Natur verbringen möchte, ist in Rennes genau richtig. Für uns war es ein perfekter Einstieg in unsere Bretagne-Reise – und wir sind gespannt, was uns als Nächstes erwartet.