Orléans - Die historische Hauptstadt
"Die Loire ist der letzte große, wilde Fluss Frankreichs, ein sanfter Riese, der die Landschaft formt und die Seele berührt." (François Mitterrand)
Unsere Reise nach Orléans, der historischen Hauptstadt der Region Centre-Val de Loire, begann mit hohen Erwartungen – und sie wurden nicht enttäuscht, auch wenn es kleine Überraschungen und Herausforderungen gab, die unseren Aufenthalt bereicherten.
Schon bei der Ankunft wurden wir von der imposanten Kathedrale Sainte-Croix empfangen, deren Türme sich majestätisch in den Himmel recken. Der Blick auf die kunstvollen Glasfenster und die filigrane Fassade zog uns sofort in den Bann. Beim Betreten der Kathedrale verspürten wir eine fast greifbare Stille, die einen Moment der Andacht hervorruft. Besonders beeindruckend fanden wir die modernen Glasfenster, die Jeanne d'Arc gewidmet sind – eine unerwartete Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Leider war die Kathedrale am Nachmittag recht überlaufen, was den friedlichen Eindruck etwas trübte. Ein Tipp: Frühmorgens oder gegen Abend ist die Atmosphäre deutlich angenehmer.
Das Maison de Jeanne d'Arc war unser nächstes Ziel, und wir waren gespannt, mehr über die "Jungfrau von Orléans" zu erfahren. Das Museum bietet eine Mischung aus historischen Fakten und interaktiven Elementen. Wir konnten die Chronik ihrer Taten nachvollziehen und waren beeindruckt von der Präsentation. Allerdings hätten wir uns gewünscht, dass die Texte auch auf Deutsch verfügbar gewesen wären – die französisch-englische Beschilderung war für uns eine kleine Hürde. Dennoch blieb der Besuch in bleibender Erinnerung, nicht zuletzt wegen der holografischen Inszenierung, die Jeanne d'Arc fast lebendig wirken ließ.
Ein Highlight war die Altstadt von Orléans mit ihren malerischen Gassen und den liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern. Hier schlenderten wir ohne Ziel und ließen uns einfach treiben. Besonders der Place du Martroi mit der Reiterstatue von Jeanne d'Arc ist ein charmanter Ort zum Verweilen. Der Platz lädt mit seinen Cafés und Bistros zum Genießen ein – wir gönnten uns einen Café au Lait und beobachteten das bunte Treiben. Kurios fanden wir die kleinen goldenen Pfeile auf dem Boden, die uns zu weiteren Sehenswürdigkeiten führten – eine Art Schnitzeljagd durch die Stadt.
Als Naturliebhaber freuten wir uns besonders auf die Loire-Promenade. Der Spaziergang entlang des Flusses war entspannend, aber auch leicht enttäuschend, da einige Abschnitte wegen Bauarbeiten gesperrt waren. Dennoch genossen wir die friedliche Atmosphäre, und die Aussicht auf den mächtigen Fluss war beeindruckend. Die Promenade eignet sich hervorragend für einen Spaziergang bei Sonnenuntergang, wenn die Stadt in ein warmes Licht getaucht wird.
Unsere Radtour auf dem Loire-Radweg war hingegen ein voller Erfolg. Der gut ausgebaute Weg führte uns durch grüne Auen, vorbei an kleinen Dörfern und immer wieder mit Blick auf die Loire. Besonders schön fanden wir die Strecke in Richtung Meung-sur-Loire, wo wir ein Picknick mit Blick auf das Wasser einlegten. Allerdings ist Vorsicht geboten: Einige Abschnitte des Weges sind stark befahren, was uns als Radler manchmal etwas gestresst hat.
Was uns besonders beeindruckte, war die Verbindung von Geschichte, Natur und einer lebendigen Stadtatmosphäre. Orléans schaffte es, uns mit seiner Authentizität und seinem Charme zu begeistern. Die Mischung aus kulturellen Highlights und Outdoor-Aktivitäten ist ideal für Individualreisende wie uns. Kleine Kritikpunkte wie die teils überfüllten Touristen-Hotspots oder die Baustellen an der Promenade konnten unseren Gesamteindruck kaum trüben.
Abschließend können wir sagen: Orléans ist ein perfekter Startpunkt für eine Reise durch die Loire-Region. Die Stadt bietet eine harmonische Balance zwischen Geschichte, Natur und modernem Leben – ein Muss für jeden, der Frankreich abseits der typischen Klischees erleben möchte.