Avignon: Stadt der Päpste
"Die Provence ist ein Ort, an dem die Zeit langsamer zu fließen scheint und die Geschichte in jedem Stein lebt." (Émile Zola)
Unsere Reise begann in Avignon, dem Herzstück der Provence und einst Sitz der Päpste. Schon bei unserer Ankunft war klar, dass uns hier eine Mischung aus imposanter Geschichte und mediterranem Lebensgefühl erwartete.
Der Papstpalast, das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt, war unser erster Stopp. Dieses monumentale Bauwerk beeindruckte uns mit seinen massiven Steinwänden und der schieren Größe. Doch ehrlich gesagt, war das Innere des Palastes für uns etwas ernüchternd. Zwar boten die interaktiven Multimedia-Führungen interessante Einblicke in das Leben der Päpste im 14. Jahrhundert, doch viele Räume waren leer, was die Atmosphäre etwas kühl wirken ließ. Trotzdem war der Ausblick von den Türmen auf die Stadt und die umliegende Landschaft absolut beeindruckend – ein Highlight, das man nicht verpassen sollte.
Von dort aus ging es weiter zur Pont Saint-Bénézet, der "Brücke, die ins Nichts führt". Diese halb zerstörte Brücke, die einst die Rhone überquerte, erzählt eine spannende Geschichte. Der Legende nach soll ein Hirtenjunge namens Bénézet im 12. Jahrhundert auf göttlichen Auftrag hin die Brücke errichtet haben. Wir standen auf den alten Steinen und ließen den Blick über den Fluss schweifen. Der Wind trug die Geräusche der Stadt herüber, und für einen Moment fühlten wir uns in eine andere Zeit versetzt. Doch auch hier gilt: Die beste Zeit für einen Besuch ist am frühen Morgen oder späten Abend, um den Massen zu entgehen.
Die Altstadt von Avignon war für uns ein wahres Labyrinth aus engen, gepflasterten Gassen, die uns mit ihren kleinen Boutiquen, Cafés und Kunstgalerien verzauberten. Besonders gefallen hat uns der Platz vor der Kathedrale Notre-Dame des Doms, wo Straßenkünstler ihre Talente präsentierten und das Leben pulsiert. Trotzdem mussten wir uns eingestehen, dass die Preise in den Restaurants und Läden teilweise recht hoch waren – wohl ein Tribut an die touristische Beliebtheit der Stadt.
Ein unerwartetes Highlight war unser Spaziergang entlang des Rhoneufers. Auf dem befestigten Uferweg konnten wir nicht nur den besten Blick auf die Stadtmauern und die Pont d'Avignon genießen, sondern auch die friedliche Seite Avignons entdecken. Abseits des Trubels fanden wir hier Ruhe und konnten sogar ein Picknick mit regionalen Leckereien genießen.
Kurios fanden wir übrigens, dass Avignon jedes Jahr im Sommer Gastgeber des renommierten Theaterfestivals "Festival d'Avignon" ist. Überall in der Stadt gibt es dann improvisierte Bühnen, und die Straßen verwandeln sich in ein Meer aus Künstlern und Besuchern. Obwohl wir außerhalb der Festivalzeit hier waren, konnten wir noch Plakate und Überbleibsel der letzten Veranstaltung entdecken – ein kleiner Vorgeschmack auf das bunte Spektakel.
Am Abend beschlossen wir, die Stadt aus einer neuen Perspektive zu erleben, und nahmen an einer geführten Tour durch die unterirdischen Keller teil. Hier erfuhren wir, dass Avignon nicht nur überirdisch Geschichte atmet, sondern auch unter den Straßen voller Geheimnisse steckt.
Avignon ist zweifellos eine Stadt, die viele Facetten bietet. Die Mischung aus Geschichte, Kultur und der entspannten Atmosphäre der Provence macht sie einzigartig. Positiv überrascht hat uns die Vielfalt an Aktivitäten – von historischen Stätten über kulinarische Genüsse bis hin zu ruhigen Momenten in der Natur. Die touristische Überfüllung an manchen Orten und die hohen Preise trübten den Gesamteindruck jedoch ein wenig. Trotzdem ist Avignon ein Muss für alle, die die Provence und ihre Geschichte wirklich erleben wollen.