Le Puy-en-Valey
"Die Reise selbst ist der Weg - und jeder Schritt ist ein Schritt nach Hause." (Bashō)
Als wir in Le Puy-en-Velay ankamen, spürten wir sofort den besonderen Charme dieses Ortes, der sich irgendwo zwischen Geschichte, Spiritualität und spektakulärer Natur bewegt. Die Stadt, eingebettet in eine Landschaft vulkanischer Hügel, bot einen faszinierenden Kontrast aus mittelalterlicher Architektur und dramatischen Felsformationen.
Unser erster Stopp war die Kathedrale von Le Puy, ein beeindruckendes UNESCO-Weltkulturerbe und traditioneller Ausgangspunkt des Jakobswegs. Die steilen Treppen hinauf zur Kathedrale forderten uns gleich zu Beginn, doch die Mühe lohnte sich: Der Blick von der Terrasse auf die Stadt und die umliegenden Hügel war atemberaubend. Drinnen beeindruckten uns die dunklen Steinsäulen, die kunstvollen Fresken und die mystische Atmosphäre. Wir beobachteten Pilger, die ihre Reise begannen, und verspürten einen Hauch von Ehrfurcht – die Kathedrale ist nicht nur ein Bauwerk, sondern ein Ort der Sehnsucht und des Aufbruchs.
Der Rocher Saint-Michel d'Aiguilhe, ein spektakulärer Felsen mit einer winzigen Kapelle an seiner Spitze, zog uns magisch an. Der Aufstieg über die 268 steilen Stufen war durchaus anstrengend, doch die Szenerie machte alles wett: Die Kapelle thronte wie ein Wunderwerk auf dem Felsen, und der Blick über Le Puy und die umliegenden Vulkanhügel war schlicht unvergesslich. Die Stille oben, nur unterbrochen vom Wind, ließ uns den Alltag völlig vergessen.
Eine unserer Wanderungen führte uns auf die umliegenden vulkanischen Hügel, die mit ihren grünen Wiesen und schroffen Basaltformationen eine fast surreale Schönheit ausstrahlten. Besonders beeindruckend war die Aussicht vom Mont Denise, einem erloschenen Vulkan, von dem wir die umliegende Region in ihrer ganzen Weite bestaunen konnten. Der Pfad war gut markiert, und unterwegs begegneten wir einigen Einheimischen, die uns Tipps für weitere Wanderungen gaben.
Eine unerwartet köstliche Erfahrung machten wir in einer regionalen Käserei, die wir auf Empfehlung besuchten. Hier probierten wir den berühmten Bleu d'Auvergne und die ebenso bekannten Puy-Linsen, die in der Region fast eine heilige Stellung einnehmen. Die Kombination aus beiden – ein Linsensalat mit Blauschimmelkäse – war eine Geschmacksexplosion, die uns die Bedeutung regionaler Produkte vor Augen führte. Der Käser erzählte uns voller Stolz von der jahrhundertealten Tradition, und seine Begeisterung war ansteckend.
Trotz all der Schönheit gab es auch kleine Herausforderungen: Die steilen Wege in der Stadt waren für uns Camper-Fahrer manchmal schwierig, und Parkplätze in der Nähe der Sehenswürdigkeiten waren rar. Zudem war Le Puy an manchen Stellen sehr touristisch – gerade rund um die Kathedrale fühlte es sich eher wie ein Pilger-Disneyland an.
Unser Fazit: Le Puy-en-Velay ist eine Stadt voller Charakter, die Kultur, Geschichte und Natur auf einzigartige Weise verbindet. Die vulkanischen Ursprünge verleihen der Umgebung einen besonderen Zauber, und die spirituelle Bedeutung macht den Ort zu etwas Besonderem. Für Wanderfreunde, kulturell Interessierte und Genießer ist Le Puy ein unvergessliches Erlebnis – auch wenn ein wenig Geduld für steile Anstiege und touristischen Trubel gefragt ist. Wir verließen die Stadt mit dem Gefühl, ein kleines Stück von Frankreichs Seele entdeckt zu haben.