Saint-Malo und die Smaragdküste

17.03.2025
"Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel des Erdballs. Sein Atem ist rein und gesund. Es ist die unermessliche Wüste, in der der Mensch nie allein ist, denn er fühlt das Leben um sich herum." (Jules Verne)

Schon von Weitem sehen wir sie: die mächtigen Granitmauern von Saint-Malo, die sich wie eine Festung gegen das Meer stemmen. Das Tor zur Smaragdküste empfängt uns mit einer Kulisse, die uns sofort in eine andere Zeit versetzt. Einst war Saint-Malo eine Hochburg der Freibeuter und Entdecker, heute ist sie eine der schönsten Hafenstädte der Bretagne – mit einer Mischung aus rauer Seeluft, geschichtsträchtigen Gassen und traumhaften Stränden.

Wir starten unseren Rundgang auf den Stadtmauern, die vollständig begehbar sind und einen unglaublichen Blick über das Meer und die Stadt bieten. Links brandet die Gischt gegen die Festungsmauern, rechts windet sich ein Labyrinth aus engen Gassen, in denen sich kleine Boutiquen und Crêperien verstecken. Die Altstadt (Intra-Muros) ist charmant, aber auch überraschend touristisch – im Sommer sicher ein Trubel, der weniger romantisch ist als in der Nebensaison.

Ein besonderes Highlight ist die Gezeiteninsel Grand Bé, die nur bei Ebbe zu Fuß erreichbar ist. Wir warten den richtigen Moment ab und überqueren den sandigen Meeresboden – ein fast mystischer Moment. Oben angekommen, erwartet uns nicht nur ein atemberaubender Blick auf Saint-Malo und die wilde Küste, sondern auch das Grab von Chateaubriand, dem berühmten französischen Schriftsteller. Kein Grabstein, nur der Wind und das Meer – ein perfekter Ort für einen Mann, der die Bretagne so sehr liebte.

Unser Fazit zu Saint-Malo? Die Stadt ist beeindruckend und geschichtsträchtig, aber wer Ruhe sucht, sollte sich früh auf den Weg machen oder außerhalb der Hauptsaison kommen. Besonders abends, wenn die Tagestouristen verschwinden, entfaltet die Stadt ihren wahren Zauber.

Nur eine kurze Fahrt über die Rance-Mündung bringt uns nach Dinard, das komplette Gegenteil von Saint-Malo. Hier dominieren keine wehrhaften Mauern, sondern elegante Villen, Palmen und eine Küstenpromenade, die an die französische Riviera erinnert. Kein Wunder, dass britische Adelige Dinard einst für sich entdeckten und den Ort in einen der nobelsten Badeorte Frankreichs verwandelten.

Wir schlendern den Promenade du Clair de Lune entlang, eine malerische Uferpromenade mit exotischen Pflanzen und Blick auf die türkis schimmernde Smaragdküste. Trotz der gediegenen Eleganz hat Dinard seinen Charme nicht verloren – es gibt keine riesigen Hotelkomplexe, sondern charmante Belle-Époque-Häuser, die dem Ort eine nostalgische Note verleihen.

Ein Tipp für Wanderfreunde: Der Sentier des Douaniers (GR34) startet hier und führt spektakulär an der Küste entlang. Wir entscheiden uns für eine Etappe Richtung Saint-Lunaire und sind sofort begeistert: Klippenpfade, einsame Buchten, windgepeitschte Felsen – ein Traum für Naturliebhaber. Wer hier einmal läuft, versteht sofort, warum die Küste ihren Namen trägt. Das Meer leuchtet in sämtlichen Grün- und Blautönen, die je nach Sonnenstand wechseln.

Einziger Nachteil? In der Hochsaison kann es in Dinard schwer sein, einen ruhigen Parkplatz für unseren Camper zu finden. Wer flexibel ist, sollte sich früh am Morgen oder später am Abend auf den Weg machen.

Der GR34, auch Sentier des Douaniers genannt, ist einer der beeindruckendsten Küstenwanderwege Europas – und nach unserer ersten Etappe absolut verständlich. Über 2000 Kilometer schlängelt er sich entlang der bretonischen Küste, immer mit Blick auf das tosende Meer.

Wir entscheiden uns für eine der spektakulärsten Abschnitte: von Pointe du Grouin nach Cancale. Schon der Startpunkt ist eine Wucht – die Landzunge ragt dramatisch ins Meer, die Wellen donnern gegen die Felsen, und Möwen kreisen über unseren Köpfen. Die ersten Kilometer sind ein ständiges Auf und Ab, aber jeder Höhenmeter lohnt sich.

Unterwegs begegnen wir nur wenigen anderen Wanderern. Die Luft ist salzig, die Sonne glitzert auf den Wellen, und immer wieder öffnen sich atemberaubende Ausblicke auf die Steilküste. Kurz vor Cancale taucht dann ein weiteres Highlight auf: die Austernbänke von Cancale, die sich wie ein Schachbrett über die Bucht erstrecken. Wer Austern liebt, kann sie hier direkt am Hafen frisch verkosten – mit einem Glas Weißwein und Blick auf den Mont-Saint-Michel in der Ferne.

Die Tage an der Smaragdküste waren ein absolutes Highlight unserer Bretagne-Reise. Besonders beeindruckt hat uns:

✅ Die wuchtige Seefahrerromantik von Saint-Malo.
✅ Der edle Charme von Dinard mit seinen Villen und Palmen.
✅ Die spektakulären Klippenwanderungen auf dem GR34.
✅ Die atemberaubende Farbenpracht des Meeres.

Weniger gefallen hat uns:
❌ Der manchmal etwas zu touristische Charakter von Saint-Malo.
❌ Die schwierige Parkplatzsituation in Dinard für Camper.
❌ Die Windböen auf den Klippen – nichts für Hutträger!

Wer die Bretagne in ihrer ganzen Vielfalt erleben will, kommt an der Smaragdküste nicht vorbei. Von rauer Seefahrergeschichte bis hin zu mondänen Badeorten bietet sie alles – und vor allem eines: Natur, die uns immer wieder den Atem raubt.