Chamborg - Das königliche Schloss und seine Wälder
"Das Schloss Chamborg ist kein einfaches Bauwerk, sondern ein Traum, den die Renaissance in Stein gemeißelt hat." (Charles de Gaulle)
Chambord – schon der Name klingt wie ein Versprechen. Als wir uns dem Château de Chambord näherten, tauchte die atemberaubende Silhouette des Schlosses wie aus einem Märchen vor uns auf. Mit seinen 440 Zimmern, 365 Kaminen und der ikonischen doppelten Wendeltreppe ist es nicht nur das größte Schloss an der Loire, sondern auch eines der beeindruckendsten. Doch hinter der prächtigen Fassade verbirgt sich weit mehr als nur architektonische Perfektion.
Schon beim Betreten des Schlosses waren wir von der schieren Größe überwältigt. Die doppelhelixförmige Treppe, die angeblich von Leonardo da Vinci inspiriert wurde, war ein echtes Highlight. Während wir die Stufen hinaufgingen, bemerkten wir, wie genial das Design war – wir konnten die Menschen auf der parallelen Treppe sehen, ohne ihnen zu begegnen. Dennoch fiel uns auf, dass einige Räume überraschend leer waren. Die opulente Einrichtung, die man vielleicht erwartet, sucht man hier vergeblich, da Chambord nie dauerhaft bewohnt war. Stattdessen ist das Schloss ein Denkmal königlicher Ambitionen und architektonischer Kunst.
Die umliegenden Gärten waren ein Genuss für die Sinne. Wir verbrachten Stunden damit, durch die präzise angelegten Parterres zu spazieren und die Symmetrie zu bewundern. Die Aussicht vom Dach des Schlosses auf die Gartenanlagen und die weiten Wälder war atemberaubend. Besonders gefiel uns die Mischung aus Ordnung und Wildnis – ein Spiegelbild der Renaissance-Ideale.
Doch die eigentliche Magie von Chambord liegt außerhalb der Schlossmauern. Der umgebende Waldpark, der einer der größten eingezäunten Parks Europas ist, lädt zu ausgiebigen Wanderungen und Radtouren ein. Mit einer Karte bewaffnet, machten wir uns auf, die verschlungenen Wege zu erkunden. Die Ruhe des Waldes, unterbrochen vom Zwitschern der Vögel und gelegentlichem Rascheln im Unterholz, hatte etwas Meditatives. Wir hatten das Glück, eine kleine Rotwildherde zu beobachten – ein Moment, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die Fahrradtour war ebenfalls ein Erlebnis. Die Wege sind gut ausgeschildert und führen durch eine abwechslungsreiche Landschaft aus dichten Wäldern, weiten Lichtungen und kleinen Seen. Allerdings waren einige Streckenabschnitte für weniger geübte Radfahrer etwas anstrengend, da der Boden stellenweise uneben war. Wir empfehlen daher, sich vorab über die Schwierigkeitsgrade der Routen zu informieren.
Ein überraschendes Highlight war die Falknervorführung, die im Sommer regelmäßig stattfindet. Es war faszinierend, die eleganten Bewegungen der Greifvögel aus nächster Nähe zu beobachten, und die Verbindung zur Jagdtradition des Schlosses wurde auf lebendige Weise vermittelt.
Natürlich hatte der Besuch auch seine Schattenseiten. Chambord ist ein Touristenmagnet, und das spürten wir besonders in den Stoßzeiten. Die Menschenmengen im Schlossinneren nahmen dem Erlebnis etwas von seiner Intimität. Zudem fanden wir die Eintrittspreise – insbesondere für Familien – recht hoch. Wer jedoch früh kommt oder abends länger bleibt, kann die Magie des Ortes in relativer Ruhe genießen.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte war unser Besuch in Chambord ein unvergessliches Erlebnis. Die Kombination aus königlicher Pracht, natürlicher Schönheit und historischen Einblicken ist einzigartig. Für uns war es nicht nur ein weiterer Stopp auf unserer Reise, sondern ein Ort, der Geschichte lebendig werden ließ und uns die Möglichkeit bot, in die Stille der Natur einzutauchen. Ein Muss für jeden, der sich für Kultur, Natur und das Zusammenspiel von beidem begeistert.