Im Herzen des Burgunds
"Beaune ist der Herzschlag des Burgunds - eine Stadt, in der Geschichte, Wein und Architektur in perfekter Harmonie verschmelzen."
(Gérard Depardieu)
Unser zweiter Halt führte uns nach Beaune, das historische Herz des Burgunds. Eine Stadt, die mit ihrer reichen Geschichte und den weltberühmten Weinen die ideale Station für unsere Reise darstellte. Beaune vereint alles, was wir an dieser Region so lieben: atemberaubende Architektur, kulinarische Höhepunkte und eine Natur, die zum Wandern und Staunen einlädt. Doch auch hier gab es Momente, die uns sowohl begeisterten als auch zu Nachdenklichkeit anregten.
Der erste Stopp war der Besuch der Hospices de Beaune, einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Diese ehemalige Krankenstation, die im 15. Jahrhundert von den Herzögen von Burgund gegründet wurde, ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein historischer Ort, der viel über die Vergangenheit der Region erzählt. Wir nahmen an einer Führung teil, die uns durch die prunkvollen Säle und das wunderschön erhaltene Gebäude führte. Besonders beeindruckend war die Hôtel-Dieu, mit seinen farbenprächtigen Ziegeldächern und dem mittelalterlichen Charme. Der Guide erzählte uns, dass hier jedes Jahr im November die berühmte Weinauktion von Beaune stattfindet, bei der edelste Weine versteigert werden – ein Ereignis, das wir uns für das nächste Jahr schon merken wollten. Der Besuch war unglaublich informativ und vermittelte einen tiefen Einblick in die Geschichte und Bedeutung des Ortes. Einziger Nachteil: Der Besuch war für uns als Individualreisende etwas zu touristisch, mit vielen anderen Gruppen, die das Gebäude ebenfalls besichtigten. Dies trübte etwas die Atmosphäre und nahm ein wenig von der Magie des Ortes.
Nach der Geschichte wollten wir uns dem anderen berühmten Erbe der Region widmen – dem Wein. Ein Highlight unseres Aufenthalts war eine Weinprobe entlang der Route des Grands Crus. Diese berühmte Weinstraße, die sich durch die besten Weinlagen des Burgunds schlängelt, bot uns die Gelegenheit, einige der besten Weine der Region zu verkosten. Wir besuchten mehrere Weingüter und waren begeistert von der Leidenschaft und Expertise der Winzer, die uns durch die Weinkeller führten und uns die Kunst des Weinbaus näherbrachten. Die Verkostung der Pinot Noir- und Chardonnay-Weine war ein Genuss für die Sinne. Besonders die Weine aus den berühmten Lagen Pommard und Meursault hinterließen einen bleibenden Eindruck. Einziges Manko: Die Weinprobe war an einigen Weingütern recht teuer, und man hatte das Gefühl, dass wir mehr für die Location als für den Wein selbst bezahlten. Aber die Qualität und der Genuss des Weins machten diesen Punkt fast vergessen.
Da wir als Naturliebhaber und Wanderfreunde auch die Natur erleben wollten, machten wir uns auf eine Wanderung durch die Weinberge von Pommard und Meursault. Die Weinberge, die sanft an den Hügeln entlang führen, bieten spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Dörfer und die Weinfelder, die sich in satten Grüntönen und goldenen Farben ausbreiten. Der Weg war relativ einfach zu gehen und für Wanderfreunde wie uns ein wahrer Genuss. Die ruhige Atmosphäre der Weinberge, unterbrochen nur vom Zwitschern der Vögel und dem sanften Rauschen des Windes in den Reben, machte die Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Besonders die Gegend rund um Meursault, mit ihren historischen Weinfeldern, war ein Highlight. Doch auch hier gab es einen kleinen Wermutstropfen: Die Wege waren zuweilen schlecht markiert, und es war nicht immer leicht, den richtigen Pfad zu finden, was uns zu einigen Umwegen führte.
Nach der Wanderung entschieden wir uns, auf einem Weingut-Campingplatz zu übernachten. Die Idee, direkt inmitten der Weinberge zu schlafen, klang für uns verlockend, und wir wurden nicht enttäuscht. Der Campingplatz lag idyllisch in einem Weingut, umgeben von Reben und mit einem tollen Blick auf die umliegenden Hügel. Abends genossen wir ein Glas Wein unter den Sternen und konnten die ruhige, entspannte Atmosphäre des Ortes voll auskosten. Doch auch hier gab es kleinere Einschränkungen: Der Campingplatz war nicht besonders gut ausgestattet, und die sanitären Anlagen hätten etwas gepflegter sein können. Dennoch war es ein einzigartiges Erlebnis, und die Aussicht beim Frühstück auf die Weinberge war ein perfekter Start in den Tag.
Beaune hat uns insgesamt sehr gut gefallen – die Kombination aus Kultur, Geschichte, Natur und Wein macht diese Stadt zu einem idealen Ziel für Individualreisende und Naturliebhaber. Besonders die Gastfreundschaft der Winzer und die vielen kleinen, charmanten Restaurants in der Stadt haben unseren Aufenthalt bereichert. Doch die hohe Touristenzahl und die damit verbundenen Preise in einigen Bereichen nahmen der Stadt einen Teil ihrer Authentizität. Die Altstadt, obwohl wunderschön, war an manchen Stellen stark überlaufen, was uns etwas die Ruhe nahm, die wir uns erhofft hatten.
Insgesamt war Beaune jedoch ein großartiges Ziel für unsere Reise durch das Burgund. Die Stadt hat uns mit ihrer Geschichte, ihren Weinen und ihrer charmanten Atmosphäre begeistert. Wer in Beaune ist, sollte unbedingt die Weine probieren, eine Wanderung durch die Weinberge machen und sich von der Geschichte des Hospices de Beaune verzaubern lassen. Trotz kleinerer Unannehmlichkeiten war unser Aufenthalt in Beaune ein unvergessliches Erlebnis, das wir jedem empfehlen würden, der sich für Wein, Kultur und Natur interessiert.