Cluny: ein Abstecher ins Mittelalter

15.01.2025
"Das Mittelalter ist wie ein faszinierendes Buch, in dem jede Seite eine Geschichte über Glaube, Macht und Geschichte erzählt." (Umberto Eco)

Unsere Reise führte uns in das charmante Cluny, ein kleines, aber historisch bedeutendes Städtchen im Herzen Burgunds. Schon bei der Ankunft spürten wir, wie tief die Geschichte dieser Region in der Luft lag, fast so, als könnten wir das Flüstern von Jahrhunderten vernehmen. Cluny, einst das Zentrum der westlichen Christlichen Welt, war für uns der perfekte Ort, um in die mittelalterliche Geschichte einzutauchen und uns von den stillen Zeugen dieser Epoche beeindrucken zu lassen. Doch wie bei jeder Reise gab es sowohl glänzende Momente als auch kleine Enttäuschungen. 

Unser erster Halt war die berühmte Abtei von Cluny, ein Ort, der einst eine der größten und einflussreichsten Klosteranlagen Europas war. Im Mittelalter war die Abtei das geistige und kulturelle Zentrum der westlichen Welt. Heute zeugt nur noch eine Ruine von der ehemaligen Pracht dieses Ortes, doch diese Ruinen sprechen für sich selbst. Der Besuch der Abtei war sowohl faszinierend als auch ergreifend. Besonders der Kreuzgang und die Überreste der Kirchenarchitektur gaben uns einen tiefen Einblick in die Größe und den Einfluss, den Cluny im Mittelalter innehatte.

Die audiogestützte Tour durch die Abtei führte uns durch verschiedene Räume und erklärte uns die Entwicklung der Abtei, die im 9. Jahrhundert gegründet wurde. Besonders beeindruckend war der Gedanke, dass die Abtei im Mittelalter einmal als "wie der Mittelpunkt der Welt" galt. Die Größe der Architektur und der Verlust der Originalstruktur beeindruckten uns, auch wenn wir uns während des Besuchs ab und zu gewünscht hätten, dass mehr von der ehemaligen Pracht erhalten geblieben wäre. Trotzdem war es ein überwältigendes Erlebnis, diese historische Stätte zu betreten und sich vorzustellen, wie es damals gewesen sein muss.

Ein kleiner Wermutstropfen war jedoch, dass der Eintrittspreis für den Besuch der Abtei unserer Meinung nach etwas zu hoch war, vor allem angesichts der begrenzten Ruinen, die noch erhalten sind. Nichtsdestotrotz empfanden wir den Besuch als lohnenswert, vor allem für diejenigen, die sich für mittelalterliche Geschichte und Architektur interessieren.

Im Anschluss an die Abtei machten wir eine Wanderung durch das Hügelland des Clunisois, das sanft wellige Gelände, das die Abtei umgibt. Hier erlebten wir die Region aus einer ganz anderen Perspektive. Der Wanderweg führte uns vorbei an Feldern, Weinbergen und kleinen Dörfern, während wir immer wieder Aussichten auf die Abtei und die umliegende Landschaft genießen konnten. Die Wanderung war nicht besonders anspruchsvoll, aber genau das, was wir brauchten, um die ländliche Idylle zu genießen und uns mit der Geschichte der Region auseinanderzusetzen.

Besonders der Blick auf die Ruinen der Abtei von Cluny, die von den Hügeln aus zu sehen waren, war ein magischer Moment. Es war faszinierend, zu wissen, dass wir uns auf dem gleichen Boden befanden wie die Mönche, die hier Jahrhunderte zuvor ihre Arbeit verrichteten. Die Natur und die Geschichte verbanden sich in dieser Wanderung zu einem einzigartigen Erlebnis. Ein Highlight war der Panoramablick über die sanften Hügel, die sich bis zum Horizont erstreckten – ein Anblick, der in unserem Gedächtnis geblieben ist.

Einziger Kritikpunkt war, dass einige Teile des Wanderwegs nicht ganz so gut ausgeschildert waren, was uns zwischendurch etwas ratlos machte. Das ist jedoch auch typisch für viele weniger touristische Gebirgspfadgebiete, und wir fanden am Ende immer den richtigen Weg.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war der Besuch des Château de Cormatin, eines prächtigen Barockschlosses mit atemberaubenden Gärten. Das Schloss war zu seiner Zeit eine Residenz des Adels und wurde liebevoll restauriert, sodass man heute noch die Eleganz vergangener Tage erleben kann. Der Park und die Gärten rund um das Château waren besonders beeindruckend – wunderschön gepflegt mit üppigen Blumenbeeten, symmetrischen Büschen und weitläufigen Rasenflächen, die zum Flanieren einluden.

Besonders gefallen hat uns die Architektur des Schlosses, das uns einen Eindruck davon vermittelte, wie das Leben der französischen Aristokraten im 17. Jahrhundert gewesen sein muss. Es war jedoch ein bisschen enttäuschend, dass wir keine ausführlichen Führungen durch das Innere des Schlosses machen konnten, da das Schloss hauptsächlich selbstständig besichtigt wird. Es gab auch nicht viele interaktive Elemente, die es uns ermöglichten, tiefer in die Geschichte einzutauchen. Trotzdem empfanden wir das Schloss als einen schönen Rückzugsort und eine angenehme Abwechslung zur Geschichte der Abtei.

Die Region Burgund ist bekannt für ihre kulinarischen Genüsse, und so ließen wir uns nicht nehmen, bei einem kleinen lokalen Anbieter einige der regionalen Köstlichkeiten zu probieren. Besonders der Comté-Käse, der aus der Umgebung kommt, war ein wahres Geschmackserlebnis. Wir fanden auch einige kleine Weingüter, die Weinverkostungen anboten, und probierten lokale Burgunderweine, die wir zuvor noch nicht gekostet hatten. Es war ein genussvoller Moment, der uns die Besonderheiten der Region noch näherbrachte.

Unser Aufenthalt in Cluny war insgesamt ein sehr bereicherndes Erlebnis. Die historische Bedeutung der Abtei und der Wanderungen durch die malerische Landschaft machten diesen Ort zu einem wahren Rückzugsort für Kultur- und Naturliebhaber. Besonders für diejenigen, die sich für mittelalterliche Geschichte interessieren, bietet Cluny eine hervorragende Möglichkeit, in die Geschichte einzutauchen.

Die kleinen Mängel, wie die eingeschränkte Präsentation der Abtei und die teils fehlende Ausschilderung der Wanderwege, trübten den Aufenthalt zwar, aber insgesamt war es ein lohnenswerter Besuch. Wer auf der Suche nach einer Kombination aus Geschichte, Natur und kulinarischen Genüssen ist, wird in Cluny definitiv auf seine Kosten kommen.