Blois - Zwischen Geschichte und Natur
"Die Geschichte ist ein Spiegel, der die Größe und die Fehler vergangener Zeiten offenbart." (Victor Hugo)
Blois, eine Stadt, die scheinbar mühelos zwischen mittelalterlichem Charme und kultureller Lebendigkeit balanciert, begrüßte uns mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte, Architektur und Natur. Schon bei unserer Ankunft fühlte es sich an, als ob wir in die Vergangenheit eintauchen würden – eine Zeitreise, die in den engen Gassen und auf den Uferwegen entlang der Loire fortgeführt wurde.
Unser erstes Ziel war das Château de Blois, das majestätisch über der Stadt thront. Dieses Schloss ist kein einfaches Bauwerk, sondern ein Kaleidoskop der französischen Architekturgeschichte. Jede Epoche hat hier ihre Spuren hinterlassen: Von der Gotik bis zur Renaissance und dem Klassizismus. Besonders beeindruckt waren wir von der imposanten Wendeltreppe im Louis-XII-Flügel, die sich elegant in die Höhe windet. Die Audioguides und interaktiven Tafeln waren informativ, aber vielleicht ein wenig zu faktenreich – manchmal wünschten wir uns eine lebendigere Darstellung. Das Schloss bietet eine grandiose Aussicht über die Stadt und die Loire, die uns den Atem raubte.
Der Besuch im Maison de la Magie, gleich gegenüber dem Schloss, war ein unerwartetes Vergnügen. Dieses Museum ist dem berühmten Magier Jean Eugène Robert-Houdin gewidmet, der aus Blois stammt. Die interaktive Ausstellung brachte uns zum Staunen, und die Zaubervorführung war ein Highlight – besonders für die Kinder in der Gruppe, aber auch wir fühlten uns für einen Moment wieder wie Kinder. Ein kleines Manko war jedoch die teilweise recht kitschige Aufmachung, die dem magischen Thema ein wenig an Ernsthaftigkeit nahm.
Die Altstadt von Blois verzauberte uns mit ihren engen Gassen, gepflasterten Straßen und charmanten Fachwerkhäusern. Hier zu schlendern war wie ein Spaziergang durch ein lebendiges Bilderbuch. Besonders genossen wir die Rue du Puits-Châtel, wo kleine Cafés und Boutiquen uns zu einer Pause einluden. Ein Geheimtipp: Der kleine Park Jardin des Lices bot eine ruhige Oase, die abseits der Touristenströme lag. Doch so idyllisch die Gassen auch waren, das Kopfsteinpflaster erwies sich für längere Strecken als recht unbequem – besonders nach einem langen Tag zu Fuß.
Für Naturfreunde bietet Blois und seine Umgebung mehr, als wir erwartet hatten. Eine Wanderung entlang der Loire war ein Genuss. Die sanft geschwungenen Uferwege, begleitet vom Rauschen des Flusses und dem Zwitschern der Vögel, hatten etwas Beruhigendes. Wir machten Halt an einer kleinen Kiesbank, um die Aussicht auf die umliegenden Hügel zu genießen – ein Moment purer Entschleunigung. Der Forêt de Russy, ein ausgedehnter Wald südwestlich der Stadt, war ein weiteres Highlight. Die Wanderwege führten durch dichte Laubwälder und boten immer wieder überraschende Lichtungen, die wie geschaffen für eine Pause waren. Hier entdeckten wir sogar einige Hirschspuren – ein Zeichen dafür, dass die Natur hier noch intakt ist.
Natürlich gab es auch Herausforderungen. Die Beschilderung der Wanderwege im Forêt de Russy war teilweise unklar, und wir mussten die Karte häufiger zur Hand nehmen, als uns lieb war. Zudem war das Maison de la Magie an einem Nachmittag sehr überfüllt, was das Erlebnis etwas trübte. Doch diese kleinen Unannehmlichkeiten konnten die Schönheit und den Charme von Blois nicht schmälern.
Blois ist ein Ort, der seine Besucher mit einer perfekten Mischung aus Geschichte und Natur verzaubert. Für uns war es eine Station, die sowohl Entdeckungslust als auch Erholung bot. Ob man nun durch die Gassen streift, die Magie der Vergangenheit im Schloss spürt oder die Ruhe der Loire und der umliegenden Wälder genießt – Blois hat für jeden etwas zu bieten. Und während wir abends bei einem Glas Wein den Tag Revue passieren ließen, wurde uns klar, warum diese Stadt so viele Reisende inspiriert: Sie vereint das Beste der französischen Kultur mit der unvergänglichen Schönheit der Natur.