Am Frischen Haff
"Land des Lichts... Über deinen Geheimnissen kreisen die Möwen. Meine Seele ist dir verfallen. Ich gehöre dir." (Hansgeorg Buchholz)
Dieses, von Hansgeorg Buchholz, beschriebene Land des Lichts ist unser nächstes Ziel. Wir kommen nun zur faszinierenden Region der polnischen Ostseeküste, wo Geschichte, Kultur und Naturschönheit aufeinandertreffen. Hier wollten wir die malerische Landschaft des Frischen Haffs erleben, den beeindruckenden Kathedralkomplex in Frombork erkunden und durch die charmante Altstadt von Elblag schlendern.
Es beginnt am Ufer des malerischen Fischen Haffs, auch bekannt als Zalew Wiślany. Dieses ursprüngliche Meeresbecken ist durch die Verlandung der Mündung der Weichsel entstanden und bietet eine einzigartige Landschaft aus Wasser, Schilfgürteln und Naturschutzgebieten. Man kann das Frische Haff bei einer entspannten Bootsfahrt entlang des Haffs genießen und dabei die vielfältige Vogelwelt, die hier eine Zuflucht gefunden hat, entdecken, oder man durchstreift die Landschaft mit einer Wanderung. Die ruhige Atmosphäre und die idyllische Kulisse machen aber in beiden Fällen das Frische Haff zu einem beliebten Ort für Naturliebhaber und Erholungssuchende. Beide unten verlinkten Wanderungen führen landseits durch das Frische Haff bzw. am Frischen Haff entlang.
Direkt am Frischen Haff gelegen ist die historische Stadt Frombork (Frauenburg), die für ihren beeindruckenden Kathedralkomplex bekannt ist. Dieser Komplex beherbergt die imposante Fromborker Kathedrale, auch bekannt als Frauenburg, sowie das Observatorium von Nikolaus Kopernikus, dem berühmten Astronomen. Die Kathedrale auf dem Domberg, der wahrscheinlich künstlerisch bedeutendste Sakralbau Ostpreußens (mit dem Grab des Nikolaus Kopernikus) wurde gerade frisch restauriert und saniert, als wir da waren. Man kann auf den Observationsturm hinaufsteigen und von dort einen unvergesslichen Rundumblick über die Ostseeküste, den breiten Schilfgürtel am Frischen Haff auf der einen Seite sowie – getrennt durch die hervorstechende Kathedrale – die weite unberührte Wald- und Wiesenlandschaft, die Ermland und Masuren so aufzeichnet auf der anderen Seite in vollen Zügen genießen. Daher sollte man die prachtvolle Kathedrale mit ihren gotischen Türmen und beeindruckenden Gewölben unbedingt erkunden und auf den Spuren Kopernikus' wandeln. Er war hier als Kanoniker tätig und hat hier seine bedeutenden astronomischen Entdeckungen gemacht, damit ein ganz neues – nämlich das heliozentrische Weltbild etabliert. Durch das Widerlegen jahrtausendealter etablierter und festgezurrter vermeintlicher Wahrheiten, hat er die Welt wahrlich auf den Kopf gestellt und damit den aus wissenschaftlicher Perspektive betrachteten Begriff der kopernikanischen Revolution seinen Namen gegeben. Man sollte hier also unbedingt in die Geschichte und die wissenschaftliche Leistung dieses besonderen Ortes eintauchen.
Unser letzter Stopp führte uns in die charmante Altstadt von Elblag, eine historische Hansestadt mit pittoresken Kopfsteinpflasterstraßen und gut erhaltenen Gebäuden bzw. besser gesagt: gut restaurierten und wieder aufgebauten Gebäuden, denn die Stadt war stark zerstört nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir schlenderten durch die engen Gassen und bewunderten dabei die liebevoll restaurierten Bürgerhäuser, die von vergangenen Zeiten zeugen. Wir besuchten den Marktplatz mit dem beeindruckenden Rathaus und entdeckten die historischen Stadttore, die noch immer Teil der Stadtmauer sind. Elblag bietet auch eine Vielzahl von gemütlichen Cafés und Restaurants, in denen man die lokale Küche genießen kann. Ganz zufällig waren wir in der Altstadt unterwegs, als eine Art Ausstellung für Sicherheitsberufe in der Stadt veranstaltet wurde. So marschierten auch uniformierte Soldaten oder Polizisten – auf jeden Fall in Paradeuniform – auf, es wurden Reden gehalten und die polnische Nationalhymne gespielt. Es war auf jeden Fall ein Spektakel, auch wenn wir nicht mit letzter Sicherheit identifizieren konnten, um was es eigentlich ging.
Hier am nördlichen Teil der Ostseeküste wurden wir von einer Mischung aus Naturwundern und kulturellen Schätzen verzaubert. Wir haben die unberührte Landschaft des Frischen Haffs erkundet, die beeindruckende Kathedrale und die astronomische Geschichte in Frombork bestaunt und sind eingetaucht in den Charme der Altstadt von Elblag. Nun wollten wir noch einen Ausflug auf dem Oberländischen Kanal machen. Es bietet sich dabei an, einen Weg zu Fuß am Oberländischen Kanal zu gehen und den Rück- oder Hinweg (je nachdem wie man es gestaltet oder gestalten muss) per Schiff zurückzulegen. Ich schreibe hier extra "gestalten muss", da man gegebenenfalls keine Wahl hat. Die Schiffstickets sind begehrt und fahren nicht so häufig. Folglich muss man die Tickets früh buchen und/ oder sich entsprechend einschränken. Der Oberländische Kanal ist eine historische Wasserstraße, die einst eine bedeutende Verbindung zwischen der Masurischen Seenplatte und der Ostsee darstellte. Zudem ist es eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Der Kanal wurde entwickelt, um den Schiffsverkehr zwischen dem Frischen Haff und den Masurischen Seen zu erleichtern und den Transport von Waren zu ermöglichen. Was ihn so einzigartig macht, ist ein geniales System von Schrägaufzügen, die es den Schiffen ermöglichen, bedeutende Höhenunterschiede auf engstem Raum zu überwinden. Anstatt herkömmliche Schleusen zu verwenden, nutzt der Kanal Schrägaufzüge, um die Boote über die Landstrecken zwischen den Seen zu transportieren. Diese Schrägaufzüge sind auch als "Schifffahrtsbahnen" bekannt. Auf diese Weise kann das Schiff Höhenunterschiede von bis zu 99 Metern überwinden, die zwischen den Flüssen bestehen.