Die Camarque

15.01.2025
"In der Camarque spricht die Natur eine Sprache, die der Mensch verstehen muss, wenn er die wahre Bedeutung des Lebens begreifen möchte."
(Albert Camus)

Unsere Reise führte uns zu einem der faszinierendsten Orte Südfrankreichs, nach Aix-en-Provence und in die Camargue, eine Region, die für ihre unberührte Natur, ihre beeindruckenden Salzfelder und ihre wilden Landschaften bekannt ist. Hier traf Kunst auf Natur, Kultur auf ungestüme Wildheit, und wir tauchten in eine Welt ein, die für uns sowohl inspirierend als auch herausfordernd war.

Zuerst führte uns unser Weg zu den Salzfeldern von Aigues-Mortes, einem außergewöhnlichen Naturwunder, das uns mit seinen rosafarbenen Seen und den endlosen Salzflächen sofort in seinen Bann zog. Die Szenerie war surreal: weite Salzfelder, in denen das Licht der Sonne die Farbe des Wassers in einen sanften Rosaton verwandelte, und wir standen mitten in diesem riesigen, ruhigen Meer aus Salz. Die Salzernte war in vollem Gange, was uns einen Einblick in die traditionelle Arbeit der Salzbauern gab. Der Geruch des Salzes und die weite, scheinbar endlose Landschaft haben uns eine tiefe Verbundenheit mit dieser Region vermittelt. Allerdings war die Besichtigung der Salzfelder nicht ganz so entspannt wie erhofft, da die Umgebung – besonders während der Sommermonate – sehr heiß und trocken war, was es teilweise etwas unangenehm machte. Wir mussten viel trinken und auf Schatten suchen, um die Sonne zu ertragen.

Nach diesem intensiven Erlebnis ging es weiter an die Strände von Saintes-Maries-de-la-Mer, wo uns die wilde Küste der Camargue erwartete. Die Strände sind wild und weitläufig, aber gleichzeitig auch sehr touristisch geprägt. Im Sommer kann es dort ziemlich voll werden, was die ursprünglich friedliche Atmosphäre etwas trübt. Trotzdem ist der Strand ein wunderschöner Ort, um zu entspannen, in der sanften Brandung zu baden oder einfach nur dem Rauschen des Meeres zu lauschen. Besonders beeindruckt hat uns die Kombination aus dem flachen, weiten Meer und dem reichen Vogel- und Tierleben, das in dieser Gegend zu Hause ist.

Ein weiteres Highlight unserer Reise war eine Reittour auf den berühmten Camargue-Pferden, die zu den ältesten Pferderassen Europas gehören. Wir hatten die Möglichkeit, durch die Salzfelder und über die weiten Wiesen der Camargue zu reiten. Das Erlebnis war absolut einmalig. Die Pferde, die sich durch ihre Widerstandsfähigkeit und ihren Stolz auszeichnen, waren unglaublich ruhig und geübt im Umgang mit den Naturgegebenheiten der Region. Das Reiten durch diese faszinierende Landschaft – mit den weiten Horizonten und den wilden Flamingos in der Ferne – war ein Erlebnis, das uns immer in Erinnerung bleiben wird. Es war eine perfekte Mischung aus Naturverbundenheit und dem Gefühl von Freiheit.

Für uns als Outdoor-Aktivisten und Wanderfreunde war es jedoch auch der richtige Zeitpunkt, um die Region auf eine andere Weise zu erleben: mit dem Fahrrad. Wir nahmen an einer geführten Fahrradtour teil, die uns durch die Lagunenlandschaft der Camargue führte. Die Fahrradtour war entspannter als die Reittour, aber genauso faszinierend. Wir radelten entlang von Kanälen und durch Dünenlandschaften und hatten dabei die Möglichkeit, viele Tiere aus nächster Nähe zu beobachten, insbesondere die zahlreichen Zugvögel, die in der Region eine wichtige Raststation haben. Es war erstaunlich, wie ruhig und friedlich diese Landschaft ist – die weiten Felder und das Wasser, die sanften Hügel und der Himmel, der sich endlos ausbreitete. Wir konnten uns vollkommen mit der Natur verbinden und die Vielfalt der Flora und Fauna der Camargue genießen. Ein wahrhaft beruhigendes Erlebnis.

Doch auch diese Region hat ihre Schattenseiten. In den touristischen Hochburgen – wie zum Beispiel in Saintes-Maries-de-la-Mer – war der Ansturm im Sommer manchmal überfordernd. Die Hotels und Restaurants waren überfüllt, und es war schwierig, ein authentisches, ungestörtes Erlebnis zu finden. Das Gefühl, mit anderen Touristen und nicht mit der Natur alleine zu sein, war für uns besonders in den belebten Orten nicht immer angenehm. Hier wäre ein Besuch in der Nebensaison vermutlich empfehlenswerter, um die Camargue in ihrer vollen, ursprünglichen Schönheit zu erleben.

Nichtsdestotrotz war unsere Zeit in der Camargue ein wahres Naturparadies, das wir nicht missen möchten. Die Kombination aus Kultur, Natur und Aktivität – von den Salzfeldern über die Strände bis hin zu den Reittouren und Fahrradtouren – war für uns ein wunderbarer Abschluss der Provence-Erkundung. Wenn man die Region mit dem richtigen Fokus besucht und sich nicht von den überlaufenen touristischen Hotspots entmutigen lässt, wird man für den Rest seines Lebens von der Wildheit und Schönheit der Camargue begeistert sein.

Fazit: Die Camargue ist ein Paradies für Naturfreunde, Wanderer und Kulturinteressierte. Die Salzfelder von Aigues-Mortes und die Strände von Saintes-Maries-de-la-Mer bieten einzigartige Landschaften, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Reittouren und Fahrradtouren sind perfekte Möglichkeiten, die Region aktiv zu entdecken, wobei man auch mit den Unwägbarkeiten des Massentourismus rechnen muss. Trotz der überfüllten Orte bleibt die Camargue ein wunderbarer Ort, an dem man die Freiheit und die Wildheit der Natur hautnah erleben kann.